Regelmäßig schreibe ich Texte auf verschiedenen Geräten. Seit einiger Zeit verwende ich Editoren, die Markdown unterstützen. Damit geht das Texten schneller und einfacher als mit aufgeplusterten Alleskönner-Editoren. Denn im Gegenzug dazu brauche ich für Markdown-Editoren nur die Tastatur und ein paar kleine Syntaxregeln. Der Lohn ist schnelleres und konzentrierteres Schreiben.
Plattformnemesis
Meine digitale Officeumgebung setzt sich aus Geräten verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen Betriebssystemen und in unterschiedlichen Größen zusammen. Vielen geht es mittlerweile ähnlich. Da ein Windowsrechner oder ein Macbook, dort ein Smartphone oder ein Tablet – und manche haben so wie ich alle Kombinationen. Dazu kommt neben der privaten noch die berufliche digitale Umgebung.
Doch oft genug, wenn Sie den Text vom Vortag brauchen, ist der auf einem anderen Gerät in einem anderen Format. Sicherlich gibt es Dateisynchronisierungsdienste wie Dropbox oder SugarSync, doch ausgerechnet dann haben Sie das benötigte Textverarbeitungsprogramm nicht auf dem Gerät, an dem Sie jetzt sitzen (oder das Sie in der Hand halten). Wenn Sie überhaupt im Büro auf Ihre Dropbox zugreifen können (klar, der Browser…). Und beim Kopieren über die Zwischenablage erhalten Sie die unglaublichsten Formatierungen. Der größte gemeinsame Nenner ist eine Textdatei, denn die lässt sich auf allen Geräten bearbeiten. Alles, was Sie dazu benötigen, ist ein puristischer Texteditor und eine Tastatur. Einmal in einer Textdatei geschrieben lässt sich der Text in verschiedene Zielformate exportieren.
Formatierungen
Aber wozu gibt es bei Word, LibreOffice und Kollegen schließlich die netten Symbolleisten zur Formatierung? Diese Symbole in den Leisten sind wichtig, damit Sie beispielsweise
- Textstellen hervorheben können,
- Links setzen können und
- Aufzählungslisten erstellen können
Doch das geht nicht nur mit den mächtigen Textverarbeitungsprogrammen. Bevor es grafische Benutzeroberflächen gab verwendete man bereits textliche Auszeichnungssprachen. Mit den Auszeichnungssprachen werden im Text Anweisungen beispielsweise für spätere Druckformatierungen hinterlegt. So erstellte ich in den Achtzigern bei IBM am Terminal umfangreiche Dokumente für Datenmodellierung und Prozessmodellierung. Dazu werden die entsprechenden Kommandos direkt im Text geschrieben (dieses Wort jetzt fett, das hier kursiv, jetzt eine Aufzählungsliste…). Für die Ausgabe werden die Kommandos interpretiert und der Text wird entsprechend dargestellt.
Heutzutage ist HTML eine der wichtigsten Auszeichnungssprache. Nahezu jede Seite im World Wide Web wird als HTML an den aufrufenden Browser übergeben. HTML könnten auch Sie in jedem Texteditor Artikel schreiben und darin Textformatierungen vornehmen. Doch HTML ist für das schnelle Schreiben viel zu umständlich und kompliziert.
Markdown
Als eine einfache Möglichkeit, um Texte zu formatieren, haben John Gruber und Aaron Swartz Markdown “erfunden”. Diese einfache Sprache können Sie sehr schnell lernen. Im Alltag benötige ich nicht mehr als zehn unterschiedliche Anweisungen und schreibe damit umfangreiche Texte. Mit Markup können Sie schnell Texte schreiben und darin Formatierungen vornehmen.
Markdown ist eine vereinfachte Auszeichnungssprache, die von John Gruber und Aaron Swartz entworfen wurde. Ein Ziel von Markdown ist, dass schon die Ausgangsform ohne weitere Konvertierung leicht lesbar ist. Als Auszeichnungselemente wurden daher vor allem Auszeichnungsarten verwendet, die in Plaintext und E-Mails üblich sind.
[ Seite „Markdown“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. März 2013, 11:53 UTC. (Abgerufen: 29. März 2013, 16:32 UTC) ]
Sie erstellen Markdown-Texte mit einem Markdown-Editor und können Sie über die Zwischenablage als formatierten Text in einem Content Management System (beispielsweise einem Blog) ganz einfach einfügen. Editoren wie Byword exportieren aber auch beispielsweise in PDF, RTF, Word und sogar LaTeX.
Markdown-Editoren
Es gibt verschiedene Markdown-Editoren von kostenlos bis kostengünstig für alle Plattformen. Ich benutze Markdown-Editoren auf meinem MacBook, meinem Windows-Rechner, meinem iPad, meinem iPhone und meinem Android-Smartphone.
- Kein Wechsel von Tastatur zu Maus und zurück (oder von der virtuellen iPad-Tastatur zum Display und zurück). Sie tippen, sonst nichts. Damit sind Sie automatisch viel schneller als im ständigen Wechsel.
- Auf Tablets und Smartphones haben Sie den Editor sowieso immer im “Volltextmodus”, die Editoren für Mac oder Windows sind auf das Arbeiten im Volltextmodus ausgelegt.
- Die meisten Markdown-Editoren blenden sogar die Menüzeile aus
- Damit fokussieren Sie sich immer auf den Text und dessen Inhalt. Keine Ablenkung, kein Herumspielen.
Viele Markdown-Editoren gibt es für mehrere Plattformen. Für den Einstieg liefere ich Ihnen eine Auswahl von günstigen Markdown-Editoren:
- Writing Kit (iPad), kommerziell für wenige Euro
- FocusWriter (Mac, Windows, Linux), kostenlos (Nachtrag: FocusWriter ist nur ein „Distraction Free Editor“, kann aber kein Markdown)
- WriteMonkey (Windows), kostenlos
- Byword (Mac, iPad), kommerziell für wenige Euro
- iA Writer (Mac, iPad, iPhone), kommerziell für wenige Euro
- Nachtrag: Draft (Online), kostenlos, ermöblicht auch gemeinsames Bearbeiten
Die Editoren fallen in die Kategorie Distraction Free Writing. Ziel ist das ablenkungsfreie Schreiben (oder auch Produktivität).
Bloggen mit Markdown
Ich schreibe viele Texte wie diesen zunächst in der Markdown-Syntax. Auf dem iPad und dem Mac benutze ich Byword, auf dem Windows-Rechner WriteMonkey. Einen Text bearbeite ich auch wechselnd auf verschiedenen Geräten. Dabei greife ich von allen Anwendungen auf ein Dropbox-Verzeichnis zu.
Irgendwann gelange ich zur Überzeugung, dass der Text fertig oder fast fertig ist. Ich kopiere dann den HTML-Quelltext in die Zwischenablage und füge ihn anschließend im Blogeditor ein. Das kann auf dem iPad sein (dort benutze ich Blogsy oder die WordPress-App) oder dem MacBook oder dem Windows-Rechner (dort benutze ich den Editor im WordPress-Backend).
Bei längeren Texten verwende ich mit dem iPad das Apple Wireless Keyboard. Dann geht das Editieren wesentlich flüssiger als mit dem virtuellen Keyboard des iPads, doch diese Tastatur ist sperrig für unterwegs. Das Logitech Ultrathin steht auf meinem Wunschzettel :-)
Da ich also auf unterschiedlichen Plattformen vorschreibe ist Markdown optimal, um später auch Auszeichnungen wie Fett, Listen, Links via HTML mit in den Editor des Content Management Systems (CMS) zu übernehmen. Komplexe Dinge wie Fotogalerien mache ich immer am Schluss im Zielsystem.
Wer immer direkt, beispielsweise von seinem Desktoprechner aus, im CMS editiert, für den ist einerseits kein Markdown nötig. Andererseits ermöglicht Markdown das stressfreie und auf den Inhalt orientierte Erstellen von Texten.
Gespräche
Die Anregung zu diesem Blogartikel kam zuerst durch ein Status Update von Marcel Weiss:
Ich blogge zunehmend nur noch mit dem iPad.
In dem Kommentar-Thread äußerte ich, ich würde Texte auf dem iPad mit Byword schreiben und den Inhalt später als HTML-Quelltext in den Blog-Editor (beispielsweise Blogsy) kopieren.
Später habe ich dann noch nachgefragt
Dort können Sie weitere Argumente und Hinweise nachlesen wie die von Franziska Köppe aka @_fk75. Franziska benutzt Markdown für das Redaktionssystem Redaxo.
Screenshots
Auf Flickr gibt es ein Fotoalbum mit ein paar Screenshots, wie Markdown in den Editoren aussieht.
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