Ansichten zum Kongress-Bloggen

In einem Forum begann Ende September eine Diskussion darüber, welche V…

In einem Forum begann Ende September eine Diskussion darüber, welche Vergütung bzw. welchen Anreiz man als Veranstalter sogenannten "Kongress-Bloggern" bieten solle. Außerdem ging es um die Unabhängigkeit solcher "Kongress-Blogger. Ursprünglicher Anlaß der Diskussion war die Ankündigung, dass Live-Blogger für die Contentmanager.days in Leipzig gesucht würden.

(Kongress-Blogger sind hier nach meinem Verständnis Blogger, die von einer Veranstaltung aus auf Einladung bzw. Veranlassung des Veranstalters bloggen.)

Am 8. Oktober äußerte ich meine Meinung zu dieser Thematik. Kurz darauf entschloss ich mich zur Bewerbung um eine Wildcard für die Contentmanager.days 2006 in Leipzig. Inzwischen habe ich eine dieser Wildcards bekommen und bin in genau jener Situation, zu der ich mich damals geäußert hatte.

Deswegen bringe ich hier erneut meine Ansichten vom 8. Oktober. Meine Ansichten haben sich seitdem nicht geändert. Jedoch habe ich für die bessere Lesbarkeit Formatierungen eingefügt, und ich habe für eine bessere Verständlichkeit und Klarheit einige Formulierungen angepasst bzw. ergänzt.

Meine Meinung

Ob ein Blogger eine Gegenleistung (bwz. Vorleistung) für seine Leistung annimmt, das muss der-/diejenige für sich selbst entscheiden. Dabei können nur die eigenen Überzeugungen (Maßstäbe, die eigene "Moral") den Rahmen für die Entscheidung vorgeben. Der Blogger muss sich bei seiner Entscheidung wohlfühlen – ich müsste mich mit meiner Entscheidung wohl fühlen.

Wichtig ist, dass der Blogger und die Organisation, bei der bzw. für die er bloggt, offen und ehrlich sind.

Offenheit

Wie sieht die Gegenleistung für das Bloggen aus (kostenloser Eintritt, Hotelübernachtung, Geld)?

  • Jeder sollte wissen, was der Blogger bekommt. Wenn es "nur" Aufwände sind, die der Blogger ersetzt bekommt (z.B. Eintritt, Fahrtkosten), dann schreibt der Blogger für sich. Dann ist er "neutral".
  • Wenn es mehr ist (Geld, Urlaubsreise nach…), dann ist das eine Bezahlung für das Bloggen. Dann bloggt der Blogger für die Organisation. Er kann dann zwar objektiv berichten, aber er ist nicht mehr neutral sondern voreingenommen. Er ist dann sozusagen PR- bzw. Marketing-Mensch der jeweiligen Organisation / Unternehmen. Wichtig wird dann, dass er trotz seiner Voreingenommenheit noch objektiv zu bleiben versucht.

Gerade die Höhe und Art von Gegenleistungen sind sehr "variabel". Jeder hat da so seine eigene Maßstäbe. Aber ich bin der Überzeugung: Solange der Blogger offen ist, dann ist das okay.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Blogger seine genaue Vergütung offenlegen muss. Aber er sollte angeben, ob die Vergütung in unwesentlicher, geringer oder wesentlicher Höhe stattfindet. Der Rest ist seine Sache.

Die Höhe der Leistungen sollte fair sein, von beiden Seiten.

Ehrlichkeit

  • Der Blogger muss das schreiben, was er glaubt, und nicht das, was die Organisation glaubt.
  • Er muss dabei über Gutes und auch über Schlechtes bloggen (das, was er bemerkt). Seine Kritik muss dementsprechend positiv oder negativ ausfallen – er darf das Schlechte nicht ausblenden, weil er "für den Veranstalter" bloggt.
  • Er muss über etwas bloggen, das ihn interessiert, am besten über das, was ihn fasziniert.
  • Er muss das sagen, was er denkt, fühlt, glaubt.

Das ist für mich Bloggen.

Wer entscheidet das alles?

Das inzwischen so große Bloggersdorf wird immer klein bleiben. Das Gebloggte wird gelesen und diskutiert werden, das ist ja wohl auch Zweck des Bloggens. Die Leser werden urteilen. Dabei wird jeder Leser seine persönlichen Maßstäbe ("Pfeif auf die Ethik") anlegen (was, wie wofür, warum…) und auch darauf achten, was andere (wer?) bereits darüber geschrieben haben.

Meine Ansicht

Für mich wäre ein "gesponsortes", aber neutrales Bloggen okay. Für mich wäre dies eine Möglichkeit, über Dinge zu bloggen, was ich ansonsten nicht könnte bzw. mir leisten könnte oder wollte. Aber ich muss aufpassen, dass ich meine Seele nicht verkaufe. Läßt sich als Freizeit-Blogger natürlich leicht sagen :-)

Aber das Dorf wird tratschen und richten…

Was mich in der Diskussion irritiert?

Die Diskussion ist doch eigentlich nicht neu. Klar, wir schreiben hier über das Bloggen. Aber generell gibt es doch dieselbe Problematik schon jahrzehntelang bei Journalisten, Analysten, Investoren…

Eine weitere Stellungnahme

In einem späteren Beitrag werde ich aus meiner jetzigen Situation heraus auf meine Ansichten von damals eingehen und mich zu Details äußern.

Technorati Tags: Blogger, Kongress-Blogger, Contentmanager, Contentmanager.days, Bloggersdorf

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.