Im Artikel „Rückt zusammen“ greift Thorsten zur Jacobsmühlen einen in der Süddeutschen Zeitung erschienen Artikel auf. Danach sinke die Wahrscheinlichkeit für Gespräche unter Kollegen mit jedem Meter Abstand. „Socializing“ ist also wichtig. Seit Jahren ist die Rede von der sich ändernden Arbeitswelt und den „Arbeitsnomaden“. Sie arbeiten, wo sie gerade sind – zu Hause, unterwegs, in der Bahn. Arbeitsnomade zu sein oder zu werden hängt jedoch doch von vielen Faktoren ab:
Und wer jetzt sagt, dass dies doch alles nicht neu ist, hat Recht. Seit vielen Jahren wird dies Prognostiziert. […] Eingetreten ist es nur bedingt. Nicht jeder Beruf und vor allem jede Persönlichkeit eignet sich zum Einzelkämpfer mit virtuellen Kollegenkontakten.
Ein weiterer Faktor entscheidet über das Büro der Zukunft für den Mitarbeiter: Der Führungsstil seiner Führungskraft. In jedem Unternehmen gibt es Ziele und Termine in unterschiedlichsten Ausmaßen. Dies erfordert von Führungskräften ein gewisses Maß an Planungsfähigkeit – sowohl was die eigene Arbeitsorganisation als auch was die Führung von Mitarbeitern betrifft.
Doch was, wenn die Arbeitsorganisation der Führungskraft und der Führungskräfte im jeweiligen Unternehmen allgemein „sehr flexibel“ ist? Wenn die Mitarbeiter gerne und oft zwischen Tür und Angel zu einer kleinen Besprechung gerufen werden: „Herr XYZ, kann ich Sie mal kurz sprechen?“… und schon gibt es eine kleine Arbeitsbesprechung zu etwas, das der Führungskraft gerade eingefallen ist (oder deren Führungskraft).
Die Arbeit des Mitarbeiters bleibt liegen, Widerstand ist zwecklos. Das Thema der Führungskraft ist sofort viel wichtiger. Zumindest für die nächsten paar Stunden.
Wer so auf seine Mitarbeiter zugreift, der wird in einem Home Office oder Mobile Office seiner Mitarbeiter ein großes Problem sehen. Selbst wenn die Mitarbeiter zu über 95 Prozent in ihren Tätigkeiten und ihren Zeiten vollkommen unabhängig von der Führungskraft sind, so reguliert die Führungskraft mit den restlichen fünf Prozent die komplette Arbeitsweise der Mitarbeiter. Flexibles Arbeiten? Ja, aber nur für die Führungskraft.
Aber auch „verantwortungsvolles und selbständiges Arbeiten“ dürfen die Führungskräfte nicht nur auf sich beziehen. Wenn bei jeder Gelegenheit und der kleinsten Kleinigkeit sofort in der Arbeit der Mitarbeiter eingegriffen wird – dann „braucht“ man den Mitarbeiter vor Ort im Büro nebenan, um ihm sofort die Änderung am Bildschirm zu zeigen. Oder man holt den Mitarbeiter für Änderungen im Konzept ins eigene Büro und diktiert ihm die Änderungen anhand eines Ausdruckes (den der Mitarbeiter schnell machen musste). Mit Delegation und aufgabenorientiertem Führen müsste dies nicht sein.
Der Wandel in der Arbeitswelt hängt sehr vom Wandel der Führungskräfte ab.
Du sprichst ein wahres Wort gelassen aus. Der Wandel in der Art des Führens ist so sehr notwendig. Damit verbunden ist eine Rückkehr zu Werten, die völlig aus der Mode gekommen sind. Und der Wunsch nach einer Hinwendung zum Menschen, dem Bedürfnis ethische Maßstäbe wieder an die erste Stelle zu setzen und damit ein lebenswertes Arbeitsumfeld zu schaffen, dass den MitarbeiterInnen Sinn gibt.