Mike Schnoor ruft zur Blogparade “Blogger Relations” auf, und ich folge seinem Ruf nach seinem Stubser. Die Versuchung in mir ist groß, möglichst viele der bereits geschriebenen Artikel zu lesen, um mich mit dem erworbenen Wissen als Experten zu präsentieren. Doch genau dies sind alle Blogger irgendwie sowieso: Experten.
Ein Experte ist eine Person, die zu einem zufälligen Zeitpunkt genau ein bisschen mehr weiß als andere, möglichst als genau die anderen, die gerade im Raum, auf Facebook oder auf Twitter sind.
Solch ein Zeitpunkt ist ein Punkt, und der nächste Punkt kommt sofort als Fragezeichen oder Ausrufezeichen. Denn im nächsten Augenblick kommt der nächste Blogger daher, und dahin ist es mit dem mühsam erworbenen Expertentum. Kaum ein Blogartikel, der nicht umgehend durch einen anderen ergänzt, kritisiert, verbessert, widerlegt werden könnte. Deswegen ist geradezu fahrlässig, sich als Unternehmen oder Blogger auf sein Expertentum zu verlassen oder zu berufen. Kaum ist das Expertentum veröffentlicht – schon meldet sich jemand dazu auf Twitter, auf Facebook, auf Google+ oder sonst irgendwo. Oder der Artikel selbst erscheint auf einem Mikroblog (wie Twitter!). Was ist überhaupt ein Blog?
Das Blog [blɔg] (auch: der Blog) oder auch Weblog [ˈwɛb.lɔg], engl. [ˈwɛblɒg], Wortkreuzung aus engl. World Wide Web und Log für Logbuch, ist ein auf einer Website geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Web-Logger, kurz Blogger genannt, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert (‘postet’) oder Gedanken niederschreibt.
[ Seite „Blog“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. November 2013, 14:37 UTC. (Abgerufen: 21. November 2013, 15:07 UTC) ]
Das Blog muss also weder auf einer eigenen Website sein noch muss es öffentlich einsehbar sein. Die Inhalte unterliegen strenggenommen keiner Beschränkung. Auch die nachfolgenden Absätze und Abschnitte in Wikipedia lassen für mich nur einen Schluss zu: Jemand veröffentlicht mehr oder weniger regelmäßig etwas digital. Dabei ist es unerheblich, ob dies auf einer selbst verantworteten oder betriebenen Plattform (“Webspace”) erfolgt oder ob dies bei einem Anbieter auf dessen Plattform erfolgt. Also beispielsweise auf der Website einer Zeitung oder auf der Website eines anderen Anbieters wie… Twitter, Facebook, Google+! Das Netz macht alle gleich. Auch wenn es viele nicht so sehen, ich sehe es so. Was zwingt mich dazu, meine Inhalte wie Texte, Fotos oder andere Materialien auf einem “klassischen” Blog zu veröffentlichen? Nichts und niemand.
Deswegen sind wir alle Publisher 2.0. Doch wir sind mehr als Publisher – wir sind soziale Wesen. Wir agieren, reagieren und interagieren. Wer daher meint, einfach eine Schublade mit dem Aufkleber “Blogger” versehen und darin “klassische” Blogger einpacken zu können, um diese bei Bedarf mit einer Bloggermitteilung zu bombardieren, der versteht Menschen nicht. Ich stimme also Mike Schnoor zu, wenn er sagt:
Ich rate immer dazu, zwischen Journalisten und Bloggern in puncto Höflichkeit und Ehrlichkeit keinen Unterschied zu machen.
Dabei sollte es keine Rolle spielen, wo die Journalisten und Blogger ihre Inhalte veröffentlichen. Wer seine Kolumne beispielsweise auf Google Buzz veröffentlichte, der hatte zwar 2011 Pech, weil seine Inhalte weg waren – aber er war Blogger. Wer heute im Social Web publiziert und für ein Unternehmen “relevant” ist, der hat eine respektvolle Art und Weise in der Pflege der Beziehungen durch dieses Unternehmen (oder seine Vertreter wie Agenturen) verdient. Denn wir sind soziale Wesen. Deswegen glaube ich Mike Schnoor, wenn er sagt:
Zudem glaube ich, dass viele Blogger gar nicht so heiß auf abgedroschene PR-Infos sind.
Zudem glaube ich, dass viele Journalisten und viele andere Stakeholder gar nicht so heiß auf abgedroschene PR-Infos sind. Was bedeutet dies für Unternehmen?
- Recherchieren
- Analysieren
- Strategien festlegen
- Planen
- Umsetzen
Dabei geht es um Unternehmensziele, Themen/Botschaften, Stakeholder, Maßnahmen, Budgets, Zeiträume. Es geht darum, zielorientiert Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Das beginnt nicht mit einer Blogger- oder Pressemitteilung sondern mit einem PR-Konzept. “Aber, das kostet doch Zeit und Geld!” Stimmt.
Beziehungspflege ist eine zeit- und oft geldintensive Tätigkeit. Gerade deswegen sollten Sie am Anfang investieren und nicht am Ende. Seien Sie sich über ihre Ziele, Strategien und Stakeholder im Klaren und handeln Sie erst dann. Konzentrieren Sie ihre Kräfte. Dazu gehört auch, dass Sie ihre Stakeholder segmentieren, wenn beispielsweise bestimmtes Fachwissen oder Wissen über die Stakeholder notwendig sind. Doch wenn Sie der Überzeugung sind, dass bestimmte Stakeholdergruppen wichtig für Sie sind, dann investieren Sie in Beziehungen mit ihnen. Dann sollte es Ihnen egal sein, ob es Blogger, Twitterer, Journalisten oder Facebooker sind. Oder ob sie dabei mehrere Hüte zur selben Zeit auf haben. Betreiben Sie nicht nur Blogger Relations sondern Social Relations.
Wenn ihr an dieser Blogparade interessiert seid, schreibt noch heute euren Artikel zu euren Erfahrungen mit Blogger Relations und veröffentlicht diesen Beitrag in eurem eigenen Blog. Wirklich jeder Blogger kann mitmachen, aber auch jeder Journalist, Redakteur und natürlich PR-Experten und Social Media Manager.
Von Anfang an lief dieser Artikel aus dem Ruder und an den Anforderungen von Mike vorbei. Ich hätte über meine Erfahrungen schreiben sollen. Aber so sind Blogger nun einmal. Damit Sie nicht gänzlich vergeblich hier gelandet sind, habe ich noch eine kleine Linkschleuder mit Artikeln aus dem INJELEA-Blog für Sie:
- Blogger Relations zur Salesforce Customer Company Tour
- Epic Relations: Epic Fail?
- Blogger Relations: Getroffen und doch daneben
- Akkreditierung von Bloggern
P.S.: Einen kleinen Augenblick hatte ich daran gedacht, diesen Artikel auf meinem Blog bei Google zu veröffentlichen… aber wirklich nur einen sehr kleinen Augenblick ;-)
P.P.S.: Sie finden mich unter anderem auf meinen Blogs bei INJELEA, auf Facebook, auf Tumblr, auf Tumblr und auf Twitter.
P.P.P.S.: Wer an einem kleinen Rückblick ins Jahr 2007 interessiert ist: eBook: Blogger Relations – Neue Aufgaben für die Unternehmenskommunikation von Olaf Nitz.
Und wenn wir jetzt noch das Social streichen, haben sind wir da, wo wir hin müssen.
(Kommentar, der sich nicht auf den Artikel bezieht: Agenturen brauchen eben Buzzwords, die sie „in den Kunden reinverkaufen“ können)
Ja, aber das passte doch so gut als Buzzword :-)
Für mich gehören Social Relations und Blogger Relations letztendlich in Public Relations. Es ist ein Versuch die (Teil-)Öffentlichkeiten/Stakeholder/Bezugsgruppen in Gruppen zu packen, um die Beziehungen besser pflegen zu können. Also ähnlich wie in der PR beispielsweise Investor Relations oder Internal Relations betrachtet werden.
Für mich gehört das „Social“ zu dem Grundprinzip der PR. Viele verstehen PR immer noch als einseitige Kommunikation (wobei das „einseitig“ dem „Kommunikation“ widerspricht). Und wenn es dialogisch sein muss, dann bestenfalls unter vier Augen…
Ich glaube aber an PR als kommunikatives Netzwerksystem. Manchmal muss ich dann mit dem „Social“-Hammer draufschlagen :-D