LTE (Long Term Evolution) beispielsweise von Vodafone oder von Telekom Deutschland könnte in ländlichen Gegenden für den Internet-Anschluss eine Alternative zu DSL (Digital Subscriber Line) sein. Doch Sie sollten Ihren Einzelfall genau prüfen, bevor Sie sich für eine halbe Ewigkeit von 24 Monaten binden. Theoretisch bietet LTE Geschwindigkeiten bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Doch in meinem Einzelfall liegen Theorie, Praxis und Preis weit auseinander.
INJELEA zieht im November um – nicht zu einer neuen Domain oder einem anderen Hoster sondern ganz analog an einen anderen Standort. Von Schwabenheim an der Selz ziehen wir nach Selzen. Für mich als Digital Silver („Bits in den Knochen und Silber im Haar„) ist ein schneller Internet-Anschluss für alle Lebensbereiche wichtig. Selzen ist eine Ortschaft in Rheinhessen und liegt am Rand des Rhein-Main-Gebietes. 16 Mbit/s sind meine Mindestanforderung, mehr wären gut.
Ich vergleiche die Angebote der vier größten DSL-Anbieter Deutschlands (Breitband Report Deutschland Q2 2012) bei DSL und LTE auf Verfügbarkeit und ungefähren Preis für die neue Adresse in Selzen. Zur Vereinfachung führe ich die Angebote für Privatkunden auf. Nach einer ersten kurzen Recherche gibt es für Privat- und Geschäftskunden keine Unterschiede in der Verfügbarkeit und der Verbindungsgeschwindigkeit.
DSL
So sieht die DSL-Anbindung im digitalen Zeitalter des Technologielandes Deutschland aus:
- Die Deutsche Telekom bietet mir für die neue Adresse eines ihrer Entertain- oder ihrer Call & Surf-Pakete mit 16 Mbit/s an. Der Tarif „Call & Surf Comfort“ mit Internet- und Festnetz-Flat kostet 34,95 Euro für 24 Monate Vertragsbindung. Der Tarif „Entertain Comfort“ mit Internet-, Festnetz- und TV-Flat kostet 39,95 Euro für 24 Monate Vertragsbindung.
- Vodafone bietet kein DSL an.
- 1 & 1 bietet DSL an, sagt zunächst jedoch nichts zur Geschwindigkeit und leitet zur Produktauswahl weiter. Dort erscheinen Pakete („Doppel-Flat“) mit 6.000 Kbit/s, 16.000 Kbit/s und 50.000 Kbit/s. Nach meiner Auswahl des 50.000 kBit/s-Tarifs prüft 1 & 1 erneut die Verfügbarkeit und bietet mir dann den 16.000 Kbit/s-Tarif an. Der Tarif „Doppel-Flat 16.000“ mit Internet- und Festnetz-Flat kostet 29,99 Euro für 24 Monate.
- O2 (ehemals Alice) lässt mich zunächst den Tarif auswählen. Auf der Tarifauswahlseite bietet O2 drei Tarife an – alle mit 16 Kbit/s. Auf der Produktseite ist immer noch keine Möglichkeit, die Verfügbarkeit zu prüfen. Ich steige aus.
Es gibt also DSL-Tarife mit 16 Mbit/s für etwa 30 bis 40 Euro. In den Einzelheiten, Fußnoten und Bedingungen unterscheiden sich die jeweiligen Angebote teilweise erheblich. Doch zum jetzigen Zeitpunkt geht es um die Verfügbarkeit und den ungefähren Preisrahmen. Kein Tarif hat eine Volumenbegrenzung.
Tarifkopplung Internet und Telefon
Ein Manko der Anbieter: Es gibt keinen Tarif ohne Telefonkomponente (immer Flat oder Abrechnung nach Nutzung). Der Telekomtarif „Call & Surf Comfort“ schlägt sogar einen Mindestumsatz von 4 Euro auf für Mobilgespräche vom Festnetz aus. Dabei wäre es wichtig, einen Internet-Anschluss separat von einem Telefonanschluss buchen zu können, denn es gibt kostengünstige Telefonie-/Voice over IP-Anbieter (so der SIP-Anbieter Sipgate). Faktisch basieren fast alle Telefonangebote heutzutage auf Voice over IP. So versucht die Telekom seit einiger Zeit, die Kunden mit ihrer Preispolitik zur Voice over IP-Technologie zu bewegen.
Durch die Tarifkopplung der großen Telekommunikationsanbieter bleibt der Kostenanteil für die Telefonie intransparent. Das ist für mich ein Fall für die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft (@InternetEnquete, Wikipedia).
LTE
LTE sollte mir maximal 300 Mbit/s bieten. Theoretisch. So sieht es in der Praxis und mit dem Übertragungsvolumen aus:
- Die Deutsche Telekom bietet allgemein den Tarif „Call & Surf Comfort via Funk“ für 34, 95 Euro an und preist den Vorteil „Unbegrenzt surfen mit 7.200 Kbit/s“ an. Bei der Verfügbarkeitsprüfung steigt Telekom Deutschland aus: „An Ihrem Standort ist keine Funkversorgung gegeben, daher können wir Ihnen Call & Surf via Funk nicht bereitstellen„.
- Vodafone bietet den Tarif „LTE Zuhause“ wahlweise mit 3,6 Mbit/s für 29,99 Euro, 7,2 Mbit/s für 39,99 Euro, 21,6 Mbit/s für 34,99 Euro und 50 Mbit/s für 69,99 Euro an.
- Auf der Website von 1 & 1 habe ich kein Angebot für einen LTE-Zugang für Zuhause erkannt.
- O2 bietet LTE-Tarife für Smartphones, Tablets & Laptops jedoch für mich nicht erkennbar für Zuhause.
Interessant sind für mich nur die LTE-Tarife von Vodafone mit 21,6 Mbit/s (der 5 Euro billiger ist als der mit 7,2 Mbit/s!) und mit 50 Mbit/s.
Doch ein Absatz in der Fußnote 2 von Vodafone zeigt mir meine Grenzen (Hervorhebungen von mir):
LTE Zuhause Telefon & Internet: […] Bis zu einem Datenvolumen von 5 GB pro Abrechnungszeitraum bei der 3600-Variante, 10 GB bei 7200, 15 GB bei 21600 und 30 GB bei 50000 steht Ihnen die jeweils größtmögliche Bandbreite bis zu 3,6 / 7,2 / 21,6 / 50 MBit/s zu Verfügung, darüber hinaus max. 384 KBit/s. Voice over IP und Peer to Peer-Kommunikation sind nicht gestattet.
- Bei beiden Tarifen wird die Übertragungsgeschwindigkeit nach einem Volumen von 15 GB (21,6 Mbit/s) beziehungsweise (50 Mbit/s) auf 384 Kbit/s gedrosselt. Für mich ist das eine gefühlte Modem-Geschwindigkeit und nur akzeptabel, falls das Inklusivvolumen von mir ganz sicher nicht überschritten wird. Ein Blick in das Log meines Routers zeigen mir ein monatliches Volumen von über 40 GB. Browsen, Cloudservices, Softwareupdates, iTunes, Streaming, Backup übers Internet und andere Nutzungen zehren das Inklusivvolumen nach ein paar Tagen oder etwas drei Wochen auf.
- Voice over IP und Peer to Peer-Kommunikation bedeutet beispielsweise kein Skype, kein Google Talk, kein Sipgate. Für mich ebenfalls nicht tragbar. Für „Otto Normalinternetter“ spielt das vielleicht keine Rolle, doch ich kenne einige, denen Voice over IP nichts sagt, die aber regelmäßig skypen (beispielsweise um den Großeltern das Enkelchen zu zeigen).
Mit dieser Erkenntnis bin ich nicht alleine. Björn Koblow nahm vor etwa drei Wochen (am 10. September 2012) für sich ebenfalls eine LTE-Prüfung vor und winkte nach der Betrachtung des Inklusivvolumens ab (via @Morgenland):
Es ist doch eigentlich auch ganz logisch, ein schnellerer Internetzugang “verleitet” natürlich auch zur Nutzung trafficintensiverer Angebote. Wenn nach Erreichen des Inklusivvolumens nur ein Rückfall auf DSL-2000-ähnliche Geschwindigkeit zu verkraften wäre, dann hätte ich sofort zugeschlagen. So bleibt mir nur folgendes Fazit: “Geschwindigkeit Top, Inklusivvolumen Flop”. Leider und schade eigentlich …
Mein Fazit für LTE statt DSL
LTE ist für mich keine Alternative. Zu langsam und/oder zu teuer und mit Volumenbeschränkung und mit Nutzungsbeschränkung (war da mal was mit Netzneutralität?). Bei den DSL-Tarifen ist das Entertainpaket der Telekom ein interessantes Angebot, da für einen etwas höheren Preis ein TV-Anschluss inklusive ist. Damit komme ich zur Möglichkeit:
Internet via Kabelanschluss
Seit einigen Jahren bieten Kabelanbieter auch Internet-Anschluss und Festnetz-Anschluss mit an. In den nächsten Tagen werde ich die Möglichkeit des Internet-Anschlusses über einen Kabelanschluss prüfen. Der große Anbieter Kabel Deutschland beispielsweise bietet an unserer Adresse laut Verfügbarkeitsprüfung der Website und der Telefon-Hotline keinen Anschluss. Doch ich suche weiter (und frage den Eigentümer) und berücksichtige den Fernsehanschluss in meiner Gesamtentscheidung. Stay tuned…
Tja, echt schade, denn stabil lief dieses LTE.
LTE läuft dort im Haus auch sehr stabil. Der Funkmast ist nur 300 m entfernt :-) Der Eigentümber hat die 50 Mbit/s (sehr günstig zu Sonderkonditionen) und ist sehr zufrieden. Ihm reicht das Volumen…
Es ist eh pervers, Heim-DSL-Anschlüsse durch Funk ersetzen zu wollen, solange es auch anders geht. Die Gesamt-Bandbreite pro Funkzelle ist bei LTE beschränkt (das geht physikalisch auch nicht anders), d.h. sobald das mehr als ein paar Leute gleichzeitig nutzen geht die Bandbreite für alle völlig in den Keller.
Die 15-GB-Einschränkung ist von daher verständlich – das macht sie aber nicht weniger betrügerisch, wenn sie im Kleingedruckten versteckt wird.
LTE erscheint mir ebenfalls nur bei wenig Volumen pro Funkzelle geeignet. Im ländlichen Bereich kann das eine Alternative sein, in Städten halte ich LTE mit hohen Geschwindigkeiten auf Dauer für nicht realistisch.
Zur „Ehrenrettung“ von Vodafone: Bei Auswahl der Übertragungsgeschwindigkeit wird das Inklusivvolumen angezeigt. Allerdings nur in den Fußnoten steht dann „384 Kbit/s“. Was das bedeutet, wissen Betroffene womöglich erst, wenn der Funkhahn fast zugedreht wird…