Vor ein paar Jahren kam ein neues Berufsbild auf: Der Intranet Manager. Doch die Online-Welt ist schnelllebig, sogar in Unternehmen. Ich gebe dem „Intranet Manager“ maximal ein Jahr, dann wird er auch in den rückständigsten Unternehmen ausgestorben sein. Seine Zeit ist abgelaufen, genauso wie die Zeit des Social Media Managers.
Heute morgen wies ich in einem Tweet auf eine Umfrage hin und sprach darin explizit eine bestimmte Zielgruppe an: Die Intranet Manager.
Attention intranet managers: Digital Workplace Trends Survey open! http://inje.de/kvgLQt #intranet #e20
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Ich weiß nicht mehr genau, wann und wo ich den Begriff „Intranet Manager“ das erste Mal las oder hörte. Auf jeden Fall brannte er sich in mein Gedächtnis als ich von der Umfrage Jane McConnells las und dann daran teilnahm. Sie suchte Intranet Manager für ihre Umfrage über Intranets. Anfangs nahmen nur etwas über einhundert Unternehmen teil (d.h. meistens die Intranet Manager dieser Unternehmen), inzwischen sind es mehrere Hundert Unternehmen weltweit. Doch aus der Umfrage über Intranets wurde eine Umfrage zum Digital Workplace.
„Intranet“ bezeichnet klassischerweise ein Medium, in dem ein Unternehmen Informationen zur Verfügung stellt. Immer mehr Funktionen kamen zu diesem Medium hinzu, es soll sogar Intranets geben, in denen kommuniziert wird :-) Foren, Anwendungen, (Mikro-) Blogs, Work Streams, Instant Messaging sind einige davon. Und der Intranet Manager? Was hat er noch darin zu suchen, der früher krampfhaft versuchte, dem Intranet mit Artikeln Leben einzuhauchen und Mitschreiber zu akquirieren?
Nichts mehr, er wird nicht mehr gebraucht, er ist überflüssig! Immer mehr Abteilungen, immer mehr Bezugsgruppen hat der Digital Workplace, und der ist – weil sich Menschen darin tummeln – sozial. Das kann kein Einzelner mehr leisten, und außerdem geht es zu einem großen Teil um Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Organisationseinheiten.
1. Digital Workplace Board
Das Digital Workplace Board verantwortet den Digital Workplace und seine Weiterentwicklung (funktional und technisch. Das Digital Workspace Board setzt sich aus Vertretern mehrerer „wichtiger“ Bezuggsgruppen zusammen. Aber welche Bezugsgruppen sind wichtig? Ich weiche ungeschickt aus und meine: Das hängt vom jeweiligen Unternehmen und seiner Historie ab. Klassische Kandidaten sind beispielsweise Unternehmenskommunikation, Human Resources, Information Technology, Betriebsrat, Change Management und Diversity Management.
Wie bei allen Gremien besteht die Gefahr einer „Labergruppe“, in der es aus politischem Gezackere zu keinen kurzfristigen Entscheidungen oder nur zu allgemeinen Empfehlungen kommt. Auch dies hängt ab vom Unternehmen und der (endlich kommt sie, die…) Unternehmenskultur.
Wenn Ihre Unternehmenskultur beispielsweise hierarchisch geprägt ist, dann muss der/ein Vorstand/Geschäftsführer dabei sein!
Entscheidungen in Unternehmen hängen oft mit dem zur Verfügung stehenden Budget ab. Das Digital Workplace Board muss eine eigene Budgetverantwortung (Kostenstelle) haben! Darin sollte je nach Größenordnung des Digital Worplaces (und des Unternehmens…) eine Position für Personalkosten (Kostenart) enthalten sein.
2. Internal Relations Manager
In vielen Unternehmen hat die Unternehmenskommunikation den Hut auf im Intranet und stellt den Intranet Manager. Oft gibt es in der Unternehmenskommunikation (oder PR) noch eine Trennung nach den Medien. Da sind dann unterschiedliche Personen verantwortlich für das Intranet und die Mitarbeiterzeitschrift. Aber ein Medium ist ein Medium. Und Menschen sind Menschen.
Deswegen plädiere ich für den Internal Relations Manager, der als Public Relations Manager die Beziehungen der Bezugsgruppe der Mitarbeiter (inklusive Führungskräfte, Leitende Angestellte, Geschäftsführer/Vorstände etc.) untereinander und zum Unternehmen hegt und pflegt. Den Internal Relations Manager gibt es bereits in vielen Unternehmen mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Doch endlich muss allen klar werden, dass zwar ein Großteil der Beziehungen heutzutage auch online abläuft, dass aber nicht das Medium das Mittel zur Differenzierung ist.
In der externen Kommunikation/PR hat sich in vielen Bereichen eine Differenzierung nach Bezugsgruppen/Zielgruppen durchgesetzt. Beispiele dafür sind Investor Relations, Press Relations, Customer Relations und Community Management. Innerhalb des Unternehmens sehe ich keine Begründung (mehr) dafür, von diesem Vorgehen abzuweichen. Der Internal Relations Manager benutzt die Medien, die seine Bezugsgruppe benutzt (oder aufgrund von Vorgaben benutzen muss).
Anfangs, als „das Intranet“ noch neu, unerforscht und nur von ein paar exotischen Technikaffinen durchblickt wurde, war die Bezeichnung Intranet Manager verständlich. Aber diese Zeiten sind vorbei. Lassen Sie den Intranet Manager meinetwegen sanft entschlafen, sanft aber schnell.
3. Social Media Manager
Da ich schon dabei bin: Gerne bringe ich persönlich noch den Social Media Manager unter die Erde. Egal, ob er externe oder interne Soziale Medien managed. Er ist vor allem eines: Ein Public Relations Manager mit einer oder mehreren Bezugsgruppen.
4. Fazit
- R.I.P. Intranet Manager!
- R.I.P. Social Media Manager!
- Vivat Public Relations Manager!
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Grüß dich Frank. Bevor ich dir jetzt ein diskussionsfreudiges „ABER“ entgegenschleudere, möchte ich mich erst vergewissern ob ich deine These richtig erfasst habe ;-)
Du sagst „RIP Intranet Manager“. Ist deine Prämisse dass der Trend zu Collaboration – du nennst es Digital Workplace – das klassische Intranet überflüssig macht?
Oder geht es nur um die Stelle des Intranet Managers? Und falls es nur um den Intranet Manager geht, warum sollte das Intranet als Teil des Digital Workplace Bedeutung behalten, der Posten des Intranet Managers aber nicht? Freue mich auf deine Antwort :-) Grüße aus Ansbach bei Nürnberg…
Hallo und Grüße nach Anspach!
Der Digital Workspace wird auch weiterhin zu einem kleinen Teil aus einem klassischen Intranet bestehen neben Collaboration, Kommunikation, Anwendungen. Doch in einigen Unternehmen hat sich dieser klassische Teil bereits verändert, da es eben keine klassische Top-Down-Kommunikation bleibt. Es gibt Kommentare, Artikel werden um Umfragen/Polls ergänzt. Der Anteil des klassischen Intranets am Digital Workplace nimmt immer weiter ab. Ein hoher Anteil ihrer Tätigkeit bei Intranet Managern umfasst auch „IT-Tätigkeiten“, das verschwindet immer mehr, weil die Systeme ausgereifter sind, die IT den operativen Teil übernimmt und/oder ein externer Dienstleister die gelegentlichen Anpassungen/Optimierungen übernimmt.
Die Funktionen des Intranet Managers wandern außerdem zunehmend in die Fachbereiche, die eigene Inhalte erstellen bzw. selbst kommunizieren oder kollaborieren. Deswegen glaube ich nicht, dass sich die Position des klassischen Intranet Managers als „eigene Stelle“ halten wird.
Grüß dich Frank
Das mit dem abnehmenden Anteil des klassischen Intranets ist so eine Sache. Ich gebe dir Recht mit der Aussage dass Collaboration zunimmt. Ich gehe absolut mit wenn es damit begründet wird, dass das klassische Intranet Informationen anbietet, und damit zu planbaren wiederkehrenden Standardprozessen gut passt. Je mehr ungeplante Abstimmungsprozesse unter zunehmend komplexen Umweltbedingungen zunehmen, umso größer die Nachfrage nach Tools und Prozessen, die auf diese nachfragebestimmten Abstimmungs- und Lernprozesse passen. Collaboration eben.
Aus der Nachfrage unserer Kunden schließe ich allerdings dass das klassische Intranet ganz sicher nicht tot ist. Der Anteil der Standardprozesse nimmt ab, aber verschwinden wird er sicher nicht. Und wenn ich mir Sharepoint 2010 so ansehe, dann meine ich dass diese Intranet-Portal-Lösung Collaboration-Ansätze zunehmend in das Gesamtkonzept integriert. Intranet wird aus meiner Sicht immer mehr „classic“ plus „collaborative“. Das macht auch Sinn. Nur ein Argument: gemeinsame Datenbanken, gemeinsame Verwaltung von Daten und Metadaten, unterschiedliche Features um diese zu bearbeiten.
Das führt zu deiner These: Aus meiner Sicht hat sich „Intranet“ nicht überlebt, es entwickelt sich weiter, wird kollaborativer. Und damit hat sich auch „Intranet-Management“ nicht überlebt. Aus IT-Sicht: Betreuung der Farm. Aus Anwender-Sicht: Betreuung der Struktur und der Inhalte :-)
Hallo Ludwig, (sorry, habe etwas gebraucht…)
womöglich hängt die Diskussion mit einer Begriffsverwirrung zusammen, die in Deinem letzten Absatz auch zur Sprache kommt. Intranet im Kopf vieler wurde gleichgesetzt mit dem klassischen Content Management System im Unternehmen und nur einen Teil der Anwendersicht. Der Intranet Manager hat dann genau das gemacht, inkl. evtl. noch IT-Dinge.
Sowohl aus Anwendersicht als aus IT-Sicht beinhaltet das Intranet jedoch schon lange weit mehr. Bereits ein Employee Self Service (z.B. auf Basis von SAP) ist Teil des Intranets, ebenso heutzutage ein DMS. Ein Intranet Manager aus IT-Sicht geht weit über eine (leider oft nur) aus Anwendersicht betrachtete Funktion des Management des CMS hinaus.
Das klassische Intranet aus Anwendersicht ist sicherlich nicht „tot“. Angesichts der Vielfalt der Systeme und Systemfunktionalitäten halte ich „den“ Intranet Manager vom Relevanzanteil für das Unternehmen jedoch nicht mehr für so wichtig, wie das früher der Fall war. Und für einen Großteil der Funktionalitäten eines modernen Intranets, d.h. mit vielfältigen kollaborativen und kommunikativen Funktionalitäten versehen, halte ich einen klassischen Intranet Manager (mit den Vorstellungen und Definitionen, die in vielen Köpfen noch herrscht) für zu wenig.
PS: noch ein „Werbeblock“ zur Frage, inwieweit das klassische Intranet Collaboration integrieren kann und integriert ;-)
Ich bloggte die letzten beiden Tage zwei Artikel, in denen es zum einen um eine Übersicht an Wiki-Erweiterungen für Sharepoint ging (http://bit.ly/k4oKDG), und eine grobe Einschätzung samt Featureauswertung, was damit an Szenarien möglich wäre (http://bit.ly/kWxgX3). Aus meiner Sicht ist da technisch gesehen einiges möglich…
Danke für die Übersicht! Gerade für die klassischen CMS-Funktionalitäten ist es bei Sharepoint nach meinen bisherigen Einblicken ähnlich wie bei den Wiki-Funktionalitäten (auch wenn mit 2010 besser geworden): Eine Basis ist vorhanden, richtig gut wird es erst mit entsprechenden Anpassungen oder Erweiterungen. Wobei diese Eindrücke nur aus Gesprächen und in Ausschreibungen entstanden sind.
Insgesamt erwarte ich, dass Sharepoint sich als „Alles geht irgendwie“-System weiter in Unternehmen verbreiten wird.
Interessante Gedanken, allerdings frage ich mich, ob nicht einfach zu viel mit Begrifflichkeiten jongliert wird. Es kommt darauf an, das jemand diese neu gefragten Rollen wahrnimmt bestehende Rollen sehen den Task oft lange Zeit nicht bei sich. Da ein Umdenken gefragt wäre und für Veränderung sind sie zu träge. Auch ein Intranet Manager könnte die Rolle der integrierten Kommunikation, auch mit Hilfe von Social Media tools aber auch andern internal relations Maßnahmen übernehmen. In vielen mir bekannten Fällen tun sie das. Meiner Meinung nach ist es zu eng betrachtet, wenn man der Rolle diese Fähigkeit abspricht. Man kann auch das Verständnis der Rolle ändern und nicht allein die Rollenbezeichnung.
Hallo Julia, im Grunde stimmt das schon: Wie der Name einer Rolle lautet, ist nachranging. Hauptsache die Ausprägung der Funktionen stimmt. Das (integrierte Kommunikation, Community Management, Beziehungsmanagement) kann durchaus eine Person mit dem Titel Intranet Manager sein. Einerseits.
Andererseits verbinden viele, gerade Hierarchieträger, ein bestimmtes Bild mit dieser Benamung. Ein Intranet Manager wird immer noch manchmal gleichgesetzt mit „IT“, weil es ja nur um den operativen Betrieb des Intranets geht. Oder mit jemandem, der zwar in HR oder PR angesiedelt ist, aber Artikel schreibt oder andere Artikel von den Fachbereichen überwacht/freigibt bzw. die Fachbereiche beim Artikel schreiben bzw. Aufbau von Seiten(ästen) berät.
Wenn das in einem Unternehmen mit dem Titel Intranet Manager aber den neuen Funktionen klappt: Gerne! Im Allgemeinen halte ich es für sinnvoller, dass eine Position auch die Funktion(en) zum Ausdruck bringt.
Hallo Frank! Vielen Dank für wunderbaren Beitrag. Das mit den Rollen und Namen ist in Unternehmen noch immer Standard. Passt jemand nicht mit entsprechender Ausbildung (konnte ich denn 1995 schon eine Ausbildung zu Social Networker machen? – da war ich im Studium und das Internet lernte mich kennen) auf eine Stelle, dann ist er out. Gesucht werden dann die Frischen von der Uni mit dem Titel oder dem Fach, doch bringen die die Lebenserfahrung mit, die für die schnelllebigen Webzeiten so nützlich sind?
Wenn IHK Ausbildungspläne für Kommunikationskaufleute nicht viel anders sind als die eines Bankkaufmanns (meine erste Karriere) vor 25 Jahren, dann weiß man, dass sich noch viel in diesem Land verändern muss.
Noch ist es nicht zu spät!
Hallo Ralf, immerhin gibt es positive Entwicklungen in ein paar Unternehmen, das lässt doch hoffen. Aber in der Mehrzahl der Unternehmen wird an Rollen, Titeln und Positionen festgehalten und Änderungen selbiger dauern ewig.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt :-)