Die unkontrollierbare Unternehmenskultur

Judita Ruske titelt ihren Artikel auf dem innovativ.in Business Blog „…

Judita Ruske titelt ihren Artikel auf dem innovativ.in Business Blog "Visionär, authentisch, begeisternd, flexibel und nachhaltig" und schon bemerkt sie es:

Upps, jetzt habe ich schon verraten, wie Unternehmenskultur aus meiner Sicht wirklich sein muss! Hat irgendwie etwas lebendiges, verdächtig authentisch, irgendwie emotional… auch unkontrollierbar?

Ja, das ist es: Unternehmenskultur ist nicht kontrollierbar. Sie ist, und sie pulsiert. Sie lässt sich nicht verordnen. Es mag noch so viele Annäherungen an und Definitionen von Unternehmenskultur geben. Unternehmenskultur ist dynamisch und sehr individuell – je nach Personen und Unternehmen.

Enterprise 2.0

Am Samstag hielt Martin Koser auf dem BarCamp Munich eine "Enterprise 2.0" Session (Inhalte im Wiki), in der er auch die Ebenen der Unternehmenskultur nach Edgar H. Schein aufführte:

  • Symbole, Artefakte
  • geteilte Werte
  • Basiswissen

Symbole, geteilte Werte – das sind die sichtbaren Ebenen. Doch das Basiswissen bleibt sehr weit verborgen und erschließt sich neuen Mitarbeitern erst im Laufe der Zeit. Und kein CEO schafft es mit einem einzelnen Symbol, einer Rede oder einem Unternehmensleitbild die Kultur mal eben so zu verändern. Doch nachhaltiges Verhalten von Personen im Unternehmen, denen "man" vertraut, erschafft eine Atmosphäre und ein Klima.

Beeinflussen, Richtungen zeigen: Ja. Doch kontrollieren, kontrollieren lässt sie sich nicht. Erst recht nicht durch "ein bisschen Technik":

Die IT ist heute leichtgewichtig und beherrschbar, die Kultur schwerer zu verändern.

[ Dirk Röhrborn: Livebericht vom Barcamp München: Spontane Session zum Enterprise 2.0 ]

Am Sonntag sprach mich Tobias Glawe an, er würde die Session vom Samstag gerne fortführen, ob ich nicht dazustoßen wolle. Ja, ich wollte. Wie hätte ich da nur widerstehen können? Michael Ludwig Höfer hat die Session gebloggt ("bcmuc08: Social Software im Unternehmenseinsatz") und drei Thesen von mir gelistet:

  • Kommunikation
  • Kultur(veränderung)
  • Change-Management

Insgesamt fielen in der Diskussion zwei weitere Thesen:

  • Kollaboration
  • Wissensmanagement

Die fünf Bausteine von Enterprise 2.0

So ganz reicht es für Thesen vielleicht noch nicht, dazu fehlt einiges. Ich würde sie die fünf Bausteine von Enterprise 2.0 nennen, die aufeinander aufbauen:

  1. Kultur
  2. Kommunikation
  3. Kollaboration
  4. Wissensmanagement
  5. Changemanagement

Kultur prägt die Möglichkeiten von Kommunikation (ja, ich weiß: Henne oder Ei). Ohne Kommunikation keine vernünftige Kollaboration. Ohne Kollaboration kein Wissensmanagement. Ohne Wissensmanagement kein Changemanagement.

Das Schlimme für die mittleren und höheren Führungskräfte und sogenannten "Manager" ist, dass sie die Kultur nicht kontrollieren können und doch so sehr von ihr abhängig sind. Sie können die Unternehmenskultur beeinflussen und in Grenzen "managen". Sie können sie jedoch nicht kontrollieren durch Anweisungen, Betriebsvereinbarungen oder Handbücher. Das Allerschlimmste daran ist jedoch, dass nur die wenigsten dies bemerken, wissen und danach lebendig, authentisch und emotional handeln – und zwar "Visionär, authentisch, begeisternd, flexibel und nachhaltig".

Schade, dass ich es am Freitag nicht nach Essen schaffe.

Anmerkung: Ich sitze hier gerade bei einer äußerst hoch priorisierten Aufgabe, haste nur einmal schnell durch die RSS-Feeds, um sofort … aber da lese ich dieses Wort, über das ich nicht drüberscannen kann: "Unternehmenskultur". Schwups – schon ist es passiert, und ich ertappe meine Finger, wie sie über die Tastatur huschen. Ich kann nicht anders.

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.