Am Donnerstag, 5. Juni, konnte ich kurzfristig zum Dresdner Zukunftsforum. Kurzfristig bedeutet, dass ich zunächst von Marcella Gäb eine Einladung hatte, aber aufgrund eines Projekttermins im Büro absehbar keine Zeit hatte, die Einladung anzunehmen. Aufgrund einer Terminverschiebung ergab sich jedoch am Mittwoch, dass ich doch kommen konnte. Also flugs Flug und Hotelzimmer gebucht, und am Donnerstag morgen flog ich nach Dresden.
Vorbereitung: Future Talks
Als Vorbereitung gab es in den Tagen vor der Veranstaltung eine PodCastreihe mit insgesamt neun Teilen:
- Future Talk #1: Dirk Hilbert, Bürgermeister von Dresden
- Future Talk#2: Martin Oetting von trnd
- Future Talk #3: Prof. Joachim Niemeier
- Future Talk #4: Ulrike Reinhard
- Future Talk #5: Frank Hamm
- Future Talk #6 – Dr. Frank Schönefeld
- Future Talk #7: Sören Stamer
- Future Talk #8: Dr. Harald Sack
- Future Talk #9: Stefan Ehrlich
Grußwort: Thomas Jurk
Im Allgemeinen sind Grußworte von Politikern … politisch und daher wenig inhaltsvoll sondern eher langweilig. Zu meiner Überraschung gefiel mir die Rede doch einigermaßen. Muss ein guter Redenschreiber gewesen sein :-)
Weitere Infos:
Prof. Wolfgang Wahlster
Prof. Wahlster wagte sich an das "Web 3.0" und nannte als die zwei wesentlichen Komponenten das Semantische Web und das Internet der Dinge.
Für mich ein Vortrag mit viel Inhalt und sehr strukturiert. Auch wenn für Thomas Knüwer ein falscher Zusammenhang reicht, um sich mit dem Vortrag nicht weiter zu beschäftigt, hat mir der Vortrag insgesamt sehr gut gefallen. BTW: Ich bin der Ansicht, dass sich Prof. Wahlster in seiner Antwort zunächst auf Ontologien bezog (ähnlich wie Marcel Weiß) und später auf menschliche Beiträge für Taxonomien durch Taggen.
Inhaltlich war für mich nichts Neues dabei, aber Prof. Wahlster hat eine sehr gute Zusammenfassung geliefert. Für viele der geladenen Gäste allerdings dürfte das ziemlich neu und überraschend gewesen sein. Die Vortragsart war klassisch aber nicht einschläfernd.
Prof. Wahlster definierte in seinem Vortrag das Web 3.0 als die Kombination des semantischen Webs mit Web 2.0 Technologien. Das Internet der Dienste und Dinge ist der nächste Entwicklungsschritt der Web-Technologien. Dadurch können mobile Subsysteme auf Informationen aus dem Web zugreifen. Anschaulich erklärte Prof. Wahlster Informationsabfrage anhand der Frage “Wer hat 1954 die Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen?” Antworten, die das Smart Web dann liefert sind multimedial. Semantische Zugriffsdienste verbinden nicht nur automatisch mehrere Dienste, sondern ermöglichen auch die Interaktion mit dem Benutzer.
[ Marcella: Web 3.0: Semantische Technologien für das Internet der Dienste und Dinge ]
Don Tapscott – Wikinomics: Mit Enterprise 2.0 zum neuen Erfolg
Don Tapscott hatte ich leider auf der Web 2.0 Expo in Berlin verpasst. Aber jetzt – wow! Inhaltlich brachte er nichts wesentlich Neues im Vergleich zu seinen bisherigen Vorträgen. Jedoch wenn Prof. Wahlster nahezu komplett auf der inhaltlichen Ebene präsentierte zauberte Don Tapscott eine wahre Show mit (zumindest für viele der Gästen) provokativen Aussagen und genialer Präsentation hin. Einfach mitreißend, er hat’s drauf :-)
Von seinem Web 2.0 Expo Vortrag im November 2007 gibt es eine Aufnahme, die Ulrike Reinhard erstellt hat:
Link: sevenload.com
Weitere Infos:
- Ein Live Blogging von Don Tapscott gibt es von Martin Oetting: Zukunftsforum – Don Tapscott.
- Ausschnitte und ein Video-Interview mit "dem Don" gibt es bei Thomas Knüwer.
Performance der Trans-Media-Akademie Hellerau
Plötzlich (für mich) gab es mal eine ganz andere Vorstellung: Eine Performance, die mir sehr gut gefallen hat.
Eine kleine Kostprobe der Arbeit der Trans-Media-Akademie Hellerau wurde von Tänzer auf dem 3. Dresdner Zukunftsforum dargeboten. Die Tänzer agieren in direkter Verbindung zu einer virtuellen Umgebung.
Simultan spielen sie dabei mit ihrem Körper ein Instrument, drehen einen Film und interagieren mit anderen Tänzern. Diese kinestetische Zusammenspiel zwischen Virtualität und Realität führt zu einer komplett veränderten Selbstwahrnehmung des Körpers.
Von mir gibt es einen kurzen Eindruck, mit dem CamCorder aufgefangen:
Weitere Infos:
- Von Joachim Niemeier gibt es eine über zehnminütige Aufzeichnung auf centrestage.
Podiumsgespräch mit Prof. Yadegar Asisi
Interessanter Typ, aber … ich verstand nicht so ganz, was dieses Podiumsgespräch zwischen Ranga Yogeshwar und dem Professor mit dem "Leben in der digitalen Welt" zu tun haben sollte. Seine Panometer sind vermutlich sehr beeindruckend. Seine Sichtweisen auch. Aber digital…
Weitere Infos:
Generation Games: Warum unsere Zukunft durch Games maßgeblich verändert wurde
Stephan Reichart, Geschäftsführer G.A.M.E. – Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V., plauderte einige Fakten zum Thema Spiele und Spielewirtschaft aus. Beispiele:
- Games: in DE 200 Entwicklerstudios mit 6.500 Mitarbeiter, 25 Publisher mit 900 Mitarbeiter
- Games / Umsatz in DE Videospiele 650 Mio in 2006, Computerspiele 473 Mio in 2006, Software insgesamt 1,126 Milliarden
- Umsatzsteigerung (DE) 2006 auf 2007: 21 Prozent
- World of Warcraft Spieler weltweit 10.000.000 bei ca. 20 USD Umsatz je Spieler und Monat
Außerdem brachte er nicht nur Beispiele sondern auch Thesen dafür, dass (Beispiele)
- Jugendliche zwar nicht viel mehr Mediennutzung aber eine verschobene Mediennutzung haben: Kaum noch TV, viel Internet und Spiel
- Jugendliche heutzutage schnell weg sind, wenn sie der Inhalt nicht interessiert
- Spielende Jugendliche besonders teamfähig sind, weil sie es in den Spielen bereits lernen
Noch einen weiteren Vorteil hat der Boom der Computerbranche und vor allem der Online Games. Er macht Schluss mit der Gratis Mentalität im Netz. Durch Games lernen junge Menschen, für digitalen Content zu zahlen. Und auch die Angst vor der sozialen Isolation zerstreut Reichart im Wind. Spiele verbinden Menschen weltweit, trainieren den Verstand und bieten die einzige wirkliche interaktive Unterhaltung.
[ Robert – Spiele als Kulturgut? ]
Moderation: Ranga Yogeshwar
Da gibt es wenig zu sagen: Er hats drauf, so wie man es von seinen Fernsehsendungen erwartet. Locker vom Hocker mit Quergedanken dazu, gut vorbereitet.
After-Show-Party im Purobeach Club
Ab 18:00 Uhr trafen sich alle noch im Puobeach Club. Scheint eine "In-Location" zu sein. Zu Recht, wie ich meine. Lockere Atmospähre für lockere Gespräche mit guten Drinks. Viele kamen dann gezielt lockerer als zum Forum selbst. Ich hatte mich vorbereitet, mich noch umgezogen und eines meiner Hawaii-Hemden angezogen :-)
Wie auf vielen Konferenzen oder Veranstaltungen machte das Get-Together viel aus – im äußerst positiven Sinne. Die Atmosphäre führte zu vielen angenehmen Gesprächen mit angenehmen Leuten. Die Gelegenheit zu einem Gespräch ließen weder ich noch einige andere sich entgehen. Wieder habe ich viele interessante nette Leute kennengelernt. Insgesamt jede Menge Fun und Inhalt – eine explosive Mischung auch fürs Geschäft.
Übrigens war ich mindestens genauso verblüfft wie @mostnase, als wir uns plötzlich gegenüberstanden. Sie war zufällig an dem Abend da und hatte sich über die vielen Gäste gewundert :-)
Fazit
Ich würde jederzeit wieder hingehen. Im Kopf muss aber der Gedanke bleiben, dass die meisten der Gäste sich vermutlich zum ersten Mal näher mit solchen Themen wie Semantisches Web, Wikinomics, Spiele etc. beschäftigen und auch für diese Zielgruppe die Vorträge so genau richtig sind. Sich einfach einmal die Zeit für etwas Neues nehmen – das ist eigentlich besonders wichtig für Entscheidungsträger, von denen viele sich lieber damit beschäftigen Bäume zu fällen anstelle die Axt zu schärfen oder gar sich nach neuen Axtschärfern umzuschauen.