Eva Herman im Gespräch

Gestern abend waren Manuela und ich um 18:00 Uhr im Kurfürstlichen Sch…

Gestern abend waren Manuela und ich um 18:00 Uhr im Kurfürstlichen Schloß zu Mainz. Dort war die Hauptversammlung von Mainz 05, aber das war nicht unser Ziel: Wir gingen zum Schloßgespräch mit Eva Herman "Emanzipation – ein Irrtum?".

Kleine Demo vor Eva Hermans Gespräch Kleine Demo vor Eva Hermans Gespräch

Eva Herman? Ja genau, die Tagesschau-Sprecherin mit dem Artikel im Cicero und dem Eva-Prinzip. Die mit beidem so viel Staub aufgewirbelt hat und kräftige Kommentare und Anschuldigungen einheimste.

Demo

Vor dem Schloß demonstrierte ein kleines Häufchen vom Bündnis 90 / Die Grünen. Zwar waren auf den Plakaten ein paar Sprüche, aber verteilt wurde ein Flyer mit allgemeinem Inhalt zur Gleichberechtigung ohne direkten Bezug zu Eva Hermans Eva-Prinzip.

Witzigerweise kam mir eine Analogie in den Sinn: Eva Herman kreidet der Feminismusbewegung an, dass diese den Frauen keine Wahl lassen möchte, sondern den Frauen ein bestimmte Rolle aufzwingen will. Frauen sollten aber das gleiche Recht wie jeder haben: Eine Wahl. Klingt doch sehr nach Gleichberechtigung, oder?

Schloßgespräch

Das Schloßgespräch wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Mainz veranstaltet (die ja konservativen Werten durchaus nahe steht…). Stefan Schröder, stellvertretender Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung, moderierte das Gespräch. Zunächst stellte er Eva Herman in lockerer Art Art Fragen zur Entstehung des Buchs "Das Eva-Prinzip. Für eine neue Weiblichkeit", zu den Reaktionen darauf sowie zu den Thesen, die sie vertritt. Anschließend nutzten noch einige Gäste aus dem Publikum die Möglichkeit ihre Fragen an Eva Herman zu stellen. Fragen? Na ja, eigentlich nutzten die meisten die Möglichkeit, eigene Statements loszulassen bzw. ihre Ansichten zu äußern (Für und auch gegen Eva Herman). Da hätte ich mir mehr konkrete Fragen gewünscht, die dann Eva Herman konkret hätte beantworten können und sollen.

Eva Herman

Eva Herman trat sehr selbstsicher auf, ihre Formulierungen waren immer klar. Oft brachte sie in ihren Antworten in Nebensätzen oder Zwischensätzen zusätzliche Aspekte auf und beendete anschließend ihren zunächst begonnenen Satz. Das war mir manchmal zu ausschweifend. Eva Herman hatte ihren Urlaub für diese Veranstaltung kurz unterbrochen, entsprechend war der Zeitrahmen recht knapp, für ihren Rückflug musste sie kurz vor 20:00 Uhr wieder zum Flughafen.

Das Publikum

Das Publikum war überwiegend positiv gestimmt, das hatte ich bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung auch erwartet. Aber es gab auch negativ-kritische Stimmen, die ihr ihre Haltung gegen die Feminismus-Bewegung ankreideten und auch zwischendrin kommentierten ("Das ist falsch, das stimmt gar nicht!"). Als solche Stimmen dann in der Fragerunde dran waren gab es aus dem Publikum schon mal Buhrufe.

Im Gespräch

Nach dem im Mai erschienenen Artikel im Cicero hatte die Chefredaktion der Tagesschau Eva Herman gebeten, an der Diskussion nicht teilzunehmen. Dafür habe sie Verständnis gehabt und diesen Wunsch respektiert.

Das eigentliche Manuskript für das Buch hätte es schon länger gegeben, aber erst durch die Aufmerksamkeit nach dem Cicero-Artikel hätten Verlage Interesse gezeigt. Der Anlaß für ihr Buch seien die Veränderungen gewesen, die in ihrer Schwangerschaft begonnen hatten ("Ich habe festgestellt, dass andere Dinge wichtig wurden."), es sei ein schleichender Prozeß gewesen. Deutschland sei nicht nur das Schlußlicht in der Geburtenrate sondern sei auch extrem kinderunfreundlich, was man am Beispiel von Restaurantbesuchen mit Kindern leicht feststellen könne.

Ihr sei vorgeworfen worden, dass nach ihrer Beschreibung Frauen nur noch den Beruf der Hausfrau erlernen bräuchten. Dies sei nicht ihre Ansicht, aber Frauen müssten die freie Wahl haben – auch die Wahl "… einmal die Klappe zu halten, wenn man nach Hause kommt".

Eva Herman wirft der Feminismusbewegung – und hier in Person Alice Schwarzer – vor, dass diese von den Frauen verlange in die Männerwelt vorzudringen und dabei sich selbst und biologische Fakten zu verleugnen. Die letzten Jahrzehnte hätten gezeigt, dass der eingeschlagene Weg, in die von Männern beherrschte Berufs- und Karrierewelt mit Männertechniken vorzudringen, fehlgeschlagen sei. Der Frauenanteil sei gering geblieben und stagniere. Gleichzeitig hätten Frauen immer noch Nachteile im Vergleich zu Männern. Eine Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, wie sie beispielsweise im Bereich der Hormone bestehe, würde von der Feminismusbewegung negiert und darauf verwiesen, die unterschiedlichen Rollen seien ausschließlich kulturell bedingt.

Frauen sollten die Wahl haben, welchen Weg sie einschlagen möchten, und nicht vorgeworfen bekommen, sie seien "nur" Hausfrau oder "nur" Mutter. Gerade Kleinkinder im Alter bis zu 3 Jahren müssten die volle Aufmerksamkeit der Mutter erhalten. Ein großes Problem dabei sehe sie im bestehenden System, das den Frauen nicht ermögliche, nach einer Unterbrechung ihres Berufslebens durch eine Schwangerschaft wieder in den Job erfolgreich zurückzukehren. Frauen, insbesondere alleinerziehende Mütter, müssten ein Gehalt und Sozialversicherungen erhalten. Dadurch würden Frauen nicht gezwungen, ausschließlich aus finanziellen Gründen zu arbeiten.

Die Briefe, die sie als Reaktionen erhalten habe, seien zu 95 Prozent positiv. Voraussichtlich im Februar werde es ein Buch auf Basis dieser Briefe (mit dem entsprechenden Einverständnis der Schreiber) geben.

Eine Frau aus dem Publikum sprach sie auf die offensichtliche Diskrepanz zwischen ihren Ansichten und ihrer erfolgreichen Karriere an. Eva Herman erwiderte, sie habe ihre beruflichen Tätigkeiten stark eingeschränkt:

  • An einem Tag im Monat würde sie die Talkshow Herman & Tietjen moderieren.
  • Einmal jährlich sei sie in einer Quizshow.
  • Die Termine zu ihrem Buch habe sie begrenzt und nur wenige Einladungen angenommen.

Mein Senf

Ich bin mir nicht sicher, wie weit das Verständnis von Eva Herman über die Rolle der Frau geht. Einerseits legt sie viel Wert auf die Wahlfreiheit, die Frauen haben sollen (ob Beruf, ob Karriere, ob Kind), andererseits klingt für mich auch zu oft heraus, was man ihr vorwirft: "Frauen gehören an den Herd".

Mein Versuch, als Vorbereitung für dieses Schloßgespräch ihr Buch zu lesen, ist leider aus Zeitgründen kläglich gescheitert; über den Prolog und das erste Kapitel bin ich nicht hinausgekommen. Bisher neige ich noch dazu, es ginge um die Wahlfreiheit für Frauen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es im Buch weitergeht und ihre Aussagen im Buch wirklich lauten.

Das, was ich bisher gelesen und gehört habe, verwende und interpretiere ich provokativ für einen Ratschlag an Frauen: Nutze Deine Stärken und vermeide Deine Schwächen.

Das Gespräch im Schloß war locker und gut, aber doch manchmal zu wenig konkret. Gerne hätte ich gehört, wie sie denn die geforderte Systemumstellung (bessere finanzielle und gesellschaftliche Unterstützung von Frauen und Müttern) realisieren möchte.

Weitere Informationen zu Eva Herman

Update: Ich habe mir einmal das Blog von Eva Herman betrachtet. Dort gibt es einen einzigen Beitrag – vom 2. Oktober. Da muss Frau Herman aber noch an sich arbeiten :-)

Technorati Tags: Eva Herman, Mainz, KAS, Konrad-Adenauer-Stiftung

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.