Schon lange frage ich mich, wie das eigentlich bei Corporate Blogs – insbesondere bei denen von CEOs – ist: Gehen da nicht regelmäßig die Anwälte des Unternehmens an die Decke und deren Puls auf über 180? Werden da nicht Informationen des Unternehmens preisgegeben, die den Markt beeinflussen?
Jonathan Schwartz stellt und beantwortet diese Frage jetzt in seiner typischen Art: "Doesn’t This Drive Your Lawyers Nuts?":
As a CEO who blogs, the most frequent question I get is, ‚doesn’t this drive your lawyers nuts?‘ And as I’ve said, no. Our legal team understands, guides, drives – and protects – our business. All without sneaking into phone booths to change costume. And with technology, regulation and our products all colliding in the marketplace (is it legal to scream ‚SOX!‘ in a theater filled with CEO’s?), I sleep better at night knowing they’re actively engaged.
Jonathan bring als Beispiel das "Regulation Full Disclosure" im Zusammenhang mit Blogbeiträgen über Sun und sogar über Unternehmensergebnisse von Sun:
The regulation’s goal is to ensure broad, non-exclusionary distribution of material information to the investing public
Der Begriff sagt mir wenig, ich interpretiere es jedoch so, dass bestimmte Informationen immer der gesamten Investoren-Öffentlichkeit bekanntgegeben werden müssen und nicht nur an einzelne Interessenten vermittelt werden dürfen. Es scheint sich um etwas ähnliches wie die Pflicht zu Ad-hoch-Meldungen hier in Deutschland gemäß Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) zu handeln. Ich sehe das Bloggen von CEO’s oder Mitarbeitern ganz simpel: Es geht darum, dass Informationen nicht zurückgehalten
bzw. nur an einzelne verteilt werden und dies zum Nachteil des Unternehmens und der Aktionäre (Shareholder) bzw. der Anspruchsberechtigten (Stakeholder) gereicht, sondern dass diese Informationen in der Öffentlichkeit ausgebreitet und für alle transparent werden. Welches Medium wäre da besser geeignet als das Medium Blog?
Wie sehen das die Anwälte von Sun? Jonathan lehnt sich relaxed zurück:
Are our lawyers in the way? The opposite, they’re driving the change.
Im Gegenteil? Es kommt noch schlimmer: Jetzt geht der Chef-Anwalt von Sun nicht an die Decke sondern an die Tastatur und bloggt selbst. Sollte sich Jonathan nun Gedanken machen?
Now the real question should be (especially if you know Mike), am I worried about what he’s going to say?
(Joke, Mike, take a joke.)
P.S.: Übrigens, nur damit es nicht in Vergessenheit gerät: Zu den Stakeholdern gehören auch die Mitarbeiter.