Hiroshima – Klare Grenze in Dokumentation?

Gestern sah ich mir noch die ZDF-Dokumentation „Hiroshima“ an. Es war …

Gestern sah ich mir noch die ZDF-Dokumentation "Hiroshima" an. Es war die Dokumentation zweier schrecklichen Ereignisse, die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki, und ihrer Vorgeschichte.

Anlaß für diesen Sendetermin war sicherlich der 60. Jahrestag (am 6. bzw. 9. August). Die Eindrücke, die der Film vermittelte, waren realistisch und erdrückend.

"Zum 60. Jahrestag des Atomangriffs auf Hiroshima zeichnet eine
historische Dokumentation der BBC, in Koproduktion mit dem ZDF,
detailgetreu nach, wie es dazu kam und welche Folgen der Abwurf der
Bombe hatte." [Quelle: ZDF: Hiroshima].

Mit
verantwortlich für den Realismus dieser "historischen Dokumentation"
ist der Mix aus historischen Aufnahmen (größtenteils in
Schwarz/Weiß), Interviews mit Überlebenden und nachgestellten Szenen
(in Farbe). Ich halte es für wichtig, daß sich die Bevölkerung mit
historischen Ereignissen beschäftigt, besonders geeignet aufgrund ihres
Charakters als Massenmedium betrachte ich hier das Fernsehen. Und ich
bin froh, daß es die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten gibt. Denn
deren dokumentarische Sendungen haben eine höhere Qualität
als die der Privaten.

Für mich war es in ein paar Momenten, in
den ersten Sekunden einer Szene, jedoch nicht sofort klar: Handelt es sich um
eine "echte" historische Aufnahme oder um eine "gefälschte"
nachgestellte Aufnahme? Eigentlich war es aufgrund der
unterschiedlichen Bildqualitäten doch eindeutig. Es gibt allerdings auch
Dokumentationen über Ereignisse, zu deren Zeit es bereits qualitativ
gute Filmaufnahmen gab.

Hier also einige Fragen, zu denen ich keine Antwort weiß:

  • Verwischen denn nicht für viele Zuschauer die Grenzen zwischen "echten" und "falschen" Aufnahmen in solchen Dokumentationen?
  • Können die Zuschauer alle noch erkennen, ob eine Szene "echt" oder "falsch" ist?
  • Gibt es nicht aufgrund des Massenmedium-Charakters des Fernsehens
    viele, die dann mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen haben (die sie
    jedoch gar nicht wahrnehmen)?
  • Können unsere Bürger wirklich in allen Situation zwischen Fiktion und Realität unterscheiden?
  • Wird die Gefahr nicht noch viel größer bei "historischen Spielfilmen" und "Doku-Soaps?

Die Diskussionen darüber, ob die Abwürfe gerechtfertigt,
richtig, notwendig, moralisch etc. waren, werden immer wieder geführt
und sind wichtig [siehe auch: Unkontrollierte Kettenreaktionen].
Nur dadurch, daß über Vergangenes / Geschichte gesprochen, diskutiert
und argumentiert wird, können wir auch über und durch die Geschichte
lernen.

Dokumentationen sollten aber eindeutig als solche erkennbar sein. Und innerhalb von Dokumentationen sollte die Grenze zwischen dokumentarischen Aufnahmen und nachgestellten Aufnahmen sowie zwischen Fakten und Interpretationen sehr klar sein, klarer als dies mittlerweile in Dokumentationen der Fall ist.

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.