Das Intranet ersetzt nicht das persönliche Gespräch

Toby Ward hat sein Vista-Trauma verkraftet, jetzt muss er eine Harvard…

Toby Ward hat sein Vista-Trauma verkraftet, jetzt muss er eine Harvard Business Review study verkraften. Die Studie stellt fest, dass in Unternehmen zunehmend virtuelle Teams in Projekten im Intranet arbeiten und dass sich die Teammitglieder immer seltener persönlich treffen. Daraus wird von Chris Cummings der Schluss gezogen, dass persönliches Kommunizieren und Miteinander arbeiten "out" sei:

“The implications of this study are clear: the notion of collaboration as something that happens around a conference room table is quaint and outdated,” says Chris Cummings in his article Why Document 

Toby legt jedoch in seinem Artikel "Intranets do not replace face-to-face communications" Wert auf die Feststellung: 

Technology and supporting software are important to effective communications. In fact, they’re critical components. But they will NEVER replace face-to-face communications.

Ich stimme ihm vollkommen zu. Das persönliche Gespräch als besonders "reicher" Kommunikationsweg wird nie ganz abgelöst werden können. Die indirekten Signale, die Gesichtsausdrücke, die Gesten und das "Fühlen und Erleben" des Gegenübers können nicht ersetzt werden. Analog zu "Papier ist geduldig" sehe ich "Das Web vergisst nichts, aber es ist flüchtig". Ganz besonders auch im Intranet. Was ich irgendwo im Intranet lese oder sehe (Emails, Blogs, Wikis, Projekttools, IM …) ist zwar auch wichtig, und es hilft bei der Arbeit. Aber das vermittelt nur nur ein Abbild der Personen, die das Arbeitsmaterial oder die Nachricht produziert haben, und ohne die Person einigermaßen zu kennen ist das Interpretieren zwischen den Zeilen ziemlich schwer.

Toby fordert zu einem Test auf (Übersetzung von mir):

Befragen Sie verschiedene Arbeiter (Angestellte) zur Qualität der Beziehung mit ihrem Chef und über die Richtung und Führung, die sie von ihrem Vorgesetzten erhalten. Dann fragen Sie sie, wieviel Zeit sie im persönlichen Gespräch ("face-to-face") mit ihrem Chef verbringen. Ich garantiere einen Zusammenhang. Angestellte mit einer besseren Zufriedenheit in ihrem Job haben eine bessere Beziehung zu ihrem direkten Vorgesetzten als solche, die eine unzufriedene (unbefriedigende) Beziehung zu ihrem Chef haben. Ohne eine vorherige persönliche Beziehung ist es sehr schwierig eine gute Beziehung mit jemandem zu haben, den man nicht persönlich ("face-to-face") sieht. 

Ja, dies ist ein privates Blog. Aber gerade jetzt, aus positiver persönlicher Erfahrung, stelle ich fest: Das stimmt.

Im Internet stelle ich ebenfalls ständig fest, dass die Leute sich auch persönlich kennenlernen oder wiedersehen möchten. Warum sonst beispielsweise sind Blogger richtig "verrückt" auf Bloggertreffen? Oder warum rennen Blogger und "Business People" zu allen möglichen Konferenzen, um dann einen besonders interessanten Vortrag wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, wenn sich ein persönliches Gespräch ergibt?

Wie seht Ihr das mit dem persönlichen Gespräch? Ist das nach wie vor wichtig? Oder könnt Ihr in (vor allem längeren) Projekten mit anderen Leuten gut zusammenarbeiten, die Ihr nie persönlich kennenlernt? Oder erleichtert es zumindest das Zusammenarbeiten, wenn Ihr Euch persönlich kennt?

Ups, muss jetzt los. Freue mich schon auf persönliche Gespräche an diesem Tag :-)

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.