Richard Dennison von BT (früher: British Telecommunications) beschreibt die Änderung der "Natur" von Intranetinhalten bei der BT Group. In einem Meeting ging es um die Definition von Benutzeranforderungen in Bezug auf Intranetinhalte für deren
- Erzeugung
- Veröffentlichung
- Konsum / Nutzung
- Management / Governance
[ Inside out – Changing nature of intranet content ]
Anlaß ist die wachsende Wichtigkeit von "collaborative/user generated content". Für traditionelle Kommunikatoren, Intranet Manager oder gar Organisatoren dürfte das Ergebnis wohl der blanke Horror sein. Mich allerdings erstaunt das Ergebnis überhaupt nicht (eine grobe Zusammenfassung):
- JEDER Inhalt ist kollaborativ – lediglich der Grad der Kollaboration hinsichtlich der obigen 4 Punkte variiert. Selbst Inhalt, der bislang als "statisch" definiert war (z.B. ein HR Policy Dokument als Teil einer Schriftlich Fixierten Ordnung / SFO) wird Kollaboration bei seiner Erzeugung beinhalten, und auch in der Nutzung sollte es ein kollaboratives Element haben (z.B Kommentierung). Selbst die Kollaboration vor der Veröffentlichung (normalerweise off-line in Meetings oder Emails) dürfte nun online geschehen (z.B. in Wikis), was es wiederum als "kollaborativen" Inhalt erscheinen lässt.
- Unter der obigen Voraussetzung wurde entschieden, dass jeder Inhalt Teil eines kollaborativen Spektrums zwischen 1 (einfache Kommentarfunktion) und 100 (komplett "crowd-sourced" Inhalt) ist, und dass die Benutzeranfroderungen sich entlang dieses Spektrums verändern.
- Es wurden Bänder bzw. Typen innerhalb dieses Spektrums definiert – von ganz oben ("Formal" (1)) bis ganz nach unten ("Crowd-sourced" (100)) und dann Characteristiken und funktionale Anforderungen zugeordnet. Es wurde klar, dass allgemein die Spitze des Spektrums (1) als "Information" und der Boden (100) als "Wissen" kategorisiert werden könnte.
- Während des ganzen Prozesses wurde vereinbart, KEINE Technologie zu erwähnen sondern komplett technologieunabhängig zu bleiben … das war SEHR hart!
Kommentar
Letztendlich ist es bislang in den meisten Unternehmen so, dass die Kollaboration an und für Inhalte offline und oft in sehr geschlossenen Gruppen erfolgt; dazu oft noch sehr "hierarchiegeregelt". Durch die Entwicklung im Web gibt es inzwischen aber die Möglichkeit, diese Kollaboration elektronisch und nahezu zwangsweise offener abzubilden. Weiter forciert wird dies durch die zunehmende Notwendigkeit für dezentrale und überregionale Teams. Außerdem wird ebenfalls der "Flurfunk" offener, transparenter und kollaborativer werden – eben nicht mehr nur im tatsächlichen Flur oder am Kaffeeautomaten sondern im Intranet. Was vielen auch hier als blanker Horror vorkommen könnte, ist tatsächlich doch für eine Unternehmensführung äußerst wünschenswert: Endlich erfährt der Vorstand bzw. die Kommunikationsabteilung aus erster Hand, was die Mitarbeiter und Führungskräfte denken, und kann bereits viel schneller in die Kommunikation gehen (erläuternd, dialogisch).
Ablauforganisation / Prozesse und Aufbauorganisation / Hierarchie sind letztlich nur für eine begrenzte Zeit "statisch". Die Länge dieser begrenzten Zeit verkürzt sich zunehmend, da die Unternehmen durch ihre Umwelt (und absehbar darin zunehmend auch durch den Bewerbermarkt) zu immer schnelleren Veränderungsgeschwindigkeiten gezwungen sind.
Deswegen wird offene und hierarchieübergreifende Kollaboration an Inhalten als Teil und Voraussetzung des Change Managements immer wichtiger werden. Wer nicht kollaboriert, der bleibt statisch und verliert.
Interessant
In einem Kommentar weist Steve Ellwood auf die Ähnlichkeit zu den 4 Pillars von JP Rangaswami hin: publishing, search, fulfilment and conversation. Kein Wunder, der ist ja auch bei BT ;-)