Jonathan Schwartz war mit anderen Silicon Valley-Größen zum Lunch mit Tony Blair. Eine Stunde nur, aber dafür wurden einige wichtige Themen zumindest angerissen:
- Erziehung
- kulturelle Wettbewerbsvorteile
- Anstrengungen der Regierung, soziale Dienstleistungen über das Netz anzubieten
- Forschung und Entwicklung
Jonathan legt in seinem Beitrag einen Schwerpunkt auf das Thema Erziehung bzw. Bildung. Fast alle Anwesenden sind das Ergebnis des öffentlichen Bildungssystems – und nur wenige senden ihre Kinder auf öffentliche Schulen:
I took a quick poll to prove a point – nearly everyone in the room was a product of public school education (myself included). So the opportunities weren’t isolated to higher education. (Mr. Jobs followed up to make the reality more painful – showing how few of us were sending our children to public school.)
Ich interpretiere da eine These hinein: Öffentliche Bildungssystems können effektiv und effizient sein – sind es aber immer weniger.
Wichtig für Wettbewerbsvorteile sind Investitionen in eine allgemeine (Aus)Bildung – auch derjenigen, welche die "Politik machen" – und nicht die Aufmerksamkeit auf kostenreduzierende Arbeit:
So if you want to attract companies like Sun to your economy, focus on investing in education, in your students, and in your leaders. Focus on educating your policy makers as to why you’re committed to education – not to build presitigious institutions, but to invest in progress, academic as well as economic. Focus on the value of broad based talent as a competitive weapon, don’t be distracted by cost reducing labor.
Deswegen: Bildung, Bildung und nochmal Bildung. Und nicht primär durch und mit Elite-Unis, Privatschulen und großem Tam-Tam, das nichts bringt. Wo fängt das an?
- Kindergärten, die nicht nur Aufbewahrungsstätten sind, sondern die bereits erste Schritte vermitteln (Lernen, Können und Wissen).
- Schulen, die nicht gezielt auf PISA-Tests hin lehren, sondern den Kinder und Jugendlichen etwas für das Leben beibringen.
- Integrierte Gesamtschulen, die den "Schwachen" gezielt helfen und die "Starken" gezielt fördern.
Das sollte sich unsere Angela Merkel merken. Denn erstens bläst sich unsere Angela zunehmend auf und wettert insbesondere im Gesundheitssystem gegen Verbände, die ihre Interessen vertreten. Zweitens gibt es Politiker wie Röttgen (zufällig nicht in SPD oder bei den Grünen…), die solchen Lobbyismus selbst gerne betrieben hätten. Und drittens gibt es im Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland einen Lobbyismus, der seinesgleichen sucht. Wer sitzt in dieser Lobby:
Jedes Bundesland besteht darauf, "seine" Kinder und Jugendlichen selbst und auf eigene Art und Weise zu bilden. Probleme haben die Länder damit nicht – nur die Eltern und Kinder. Und dann leisten wir uns in der BRD noch die Kultusministerkonferenz (KMK), die in ewigen und teuren Diskussionen die Probleme des übertriebenen Kultur-Föderalismus wieder beseitigen möchte (und nicht kann).
Liebe Angela Merkel,
wer wurde denn gewählt? Doch wohl Sie und unsere anderen Bundespolitiker, die Entscheidungen für uns treffen sollen. Und dann beschwert Ihr Euch über Lobbyismus? Hört die Argumente der Lobbyisten an. Und dann tut das, wofür Ihr gewählt wurdet: Entscheidet und jammert nicht! Tut etwas für die Bildung!
P.S.: Wie fortschrittlich die KMK ist sieht man an ihrer Website, falls man sie mit einem "einfachen" Browser aufruft:
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