Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine armen Politikerinnen und Politiker!
Seit Jahren beobachte ich in dieser unseren Republik, dass – und lassen Sie mich dies in aller Deutlichkeit formulieren – unsere Politiker diese Republik in eine Kultur der Agendasetting mit wenig, wenn nicht gar keiner, Agenda aber mit viel Setting geführt haben. Dies betrifft vor allem aber nicht nur und gerade Sie, meine armen Politiker! Leider hat sich diese Republik in einer gegenseitigen Appeasement-Politik der Bürgerinnen und Bürger einerseits und der Politikerinnen und Politiker andererseits sozusagen, dies muss ich leider eingestehen, eingedämmert.
Während viele unserer Bürgerinnen und Bürger Sie, arme Politikerinnen und Politiker gewählt haben mit der Unterstellung, Sie würden zum Wohle der Gesellschaft konstruktiv an Lösungen arbeiten, und gleichzeitig vereinzelt immer noch hoffen, Sie könnten sich zu Selbigem auch überwinden, nehmen Sie zwar ständig solche Wörter wie Agenda, beispielsweise Agenda 2010, in den Mund, doch in Ihrem Innersten arbeiten Sie an ihrem eigenen Setting. Ihr eigenes Setting, das im Wesentlichen in der alten Denke der Reichweite, Zuschauerzahlen, Wählerstimmen, Legislaturperioden und Posten – hier sei an Ministerposten, politische Staatssekretärposten, Ausschussvorsitzendeposten oder dergleichen erinnert – verhaftet ist, das aber selten dem Wohle des Volkes entspricht.
Dieses veraltete Monarchen- und Souverändenken ist jedoch, lassen Sie mich dies in Ihre Erinnerung bringen, sofern Sie über meine Lebenserfahrung oder die entsprechende YouTube-Favoriten verfügen, keinesfalls eine neue Entwicklung. Seit Jahren, und hier verweise ich nochmals auf meine Erfahrung, schließlich verfüge ich nicht nur sondern übe ich selbiges auch aus seit 1979 über das Wahlmandat. Die Jahre haben mich gelehrt, dass die Namen sich ändern, die Personen gehen und mit anderem Namen sogar wiederkommen, sogar die Parteinamen sich gelegentlich ändern, dass aber die Art der Spache, die Armut der Agenden und des Settings über Jahrzehnte – ja, lassen Sie sich das einmal im Gehörgang vergehen – gleichgeblieben sind.
Das, meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, ist eine Schande, die Sie, arme Politikerinnen und Politiker, zu verantworten haben, aber nicht gerne hören, daran erinnert zu werden.
Ich danke Ihnen für dieses Kommaquatschen, äh, Gespräch.
Komaquatschen
Christian Thiels führt in seinem Artikel Komaquatschen ohne Quatschen eine Tatsache aus, die wir uns alle auf den Sehnerven vergehen lassen müssen:
Eigentlich könnte es doch so einfach sein: Problem erkannt, über Lösung nachgedacht, Gesetz gemacht, fertig. Wenn da nicht der Einfluss vieler, vieler Lobbyisten wäre. Die verhindern zum Beispiel seit Jahren, ja Jahrzehnten eine fundierte Reaktion auf den Alkoholmissbrauch in der Republik. Das einzige, was der Politik einfällt, sind Aktionswochen, Gesprächskreise, Diskussionsforen, Kampagnen – nach dem Motto "Schön, dass wir mal darüber geredet haben."
Recht hat er.
Jodeldiplom
Henning Schürig bringt die Vergangenheit wieder ans Licht mit dem Jodeldiplom für Franz-Josef Strauß.
Alles schon einmal dagewesen?
Hier sind noch weitere Beispiele für die bisher unverändert gebliebene Agendasetting-Kultur in Form historischer Aufnahmen:
[ Direktlink YouTube: Bundestagsrede MdB Karl-Heinz Stiegler, die ich bereits 2005 bewunderte ]
Immerhin, auch vor Jahrzehnten hat bereits der Wähler gefragt und irgendwelche Antworten nicht erhalten:
[ Direktlink YouTube: Der Wähler fragt, Politiker antworten ]