Bei den beiden Hauptkandidaten der Demokraten in den USA, Barack Obama und Hillary Clinton, zeigen sich gegensätzliche Ansätze im Umgang mit "ihrer" jeweiligen Marke.
Hillary Clinton
Hillary Clinton versucht, ihre Marke zu kontrollieren. Hillary Clinton tritt geradezu klinisch sauber auf. Jeder Auftritt ist genau abgestimmt. Jeder Spot ist klinisch rein wie eine Waschmittelwerbung. Auch wenn sie die "neuen" Medien benutzt, so setzt sie dennoch zu einem Großteil auf die klassischen Kampagnenwerkzeuge:
The Hallmark show, enacted on an anachronistic studio set that looked like a deliberate throwback to the good old days of 1992, was equally desperate. If the point was to generate donations or excitement, the effect was the reverse. A campaign operative, speaking on MSNBC, claimed that 250,000 viewers had seen an online incarnation of the event in addition to “who knows how many” Hallmark channel viewers. Who knows, indeed? What we do know is that by then the “Yes We Can” Obama video fronted by the hip-hop vocalist will.i.am of the Black Eyed Peas had been averaging roughly a million YouTube views a day. (Cost to the Obama campaign: zero.)
[ The New York Times – Next Up for the Democrats: Civil War ]
Geradezu hilflos kommen mir dann ihre Versuche vor, witzig und humorvoll zu wirken:
Wenn es mit der Perfektion dann einmal nicht klappt, dann ist sie schon einmal den Tränen nahe.
Barack Obama
Auch Barack Obama ist ein Polit-Profi. Aber er lässt zu, dass andere über ihn reden und mit seiner Marke spielen. Das absolute Highlight war bis vor kurzem das Obama Girl, das inzwischen auch bei MSNBC auftrat:
Doch inzwischen gab es zum "Super Tuesday" ein Musikvideo, "…in dem der Musiker Will.I.Am von den Black Eyed Peas gemeinsam mit zahlreichen Kollegen wie Kate Walsh, Adam Rodriguez, Kelly Hu, Amber Valletta, Scarlett Johansson und Herbie Hancock für Barack Obama auftreten" (PR Blogger: US-Wahlkampf XI: Yes We Can):
Das Interessante: Die Videos werden (zumindest offiziell) von Dritten produziert und online gestellt. Sie sind nicht von Obama, und dennoch werden sie eingebaut.
Generationenwechsel
Bei den beiden Kandidaten offenbart sich ein Generationenwechsel. Früher war es Kontrolle, Schönfärberei. Heute ist mehr Ehrlichkeit, Offenheit und Stellungnahme gefragt. Dazu passt ein Artikel im PR Blogger zum Thema Ehrlichkeit in der Wirtschaft:
Warum wenden sich immer mehr Menschen hierzulande von der Wirtschaft ab und vertrauen ihr nicht mehr?
[ PR Blogger: Mehr Ehrlichkeit wagen ]
Der Text passt, weil er durch einfaches Ersetzen von "Wirtschaft" durch "Politik" auch die sogenannte Politikverdrossenheit skizziert. Jeder, auch ein Politiker, macht Fehler. Authentizität, Glaubwürdigkeit und Akzeptanz offenbart sich auch im Umgang mit den eigenen Fehlern. Den Politikern (und den Leuten aus der Wirtschaft) der noch beherrschenden Generation fällt dies schwer.
Erfahrung ist wichtig. Darauf legt Hillary Clinton besonderen Wert. Doch manchmal ist das Ziel wichtiger als der Weg dorthin. Dann zählen neue Gedanken, neue Ideen, neue Wege, eine neue Klasse. Darauf zählt Barack Obama.
Roxannes Großmutter Mutter zeigt, dass dies auch bei älteren Generationen ankommt:
My mom, a lifelong Republican, said she would consider voting for Obama before McCain because, "Obama has class." In this age of communication transparency, things like class definitely can shine through all the traditional mud-slinging.
[ Bare Feet Studios – Clinton & Obama: A lesson of losing control of your brand ]
P.S. Mark Pohlmann hat 2006 auf einer Veranstaltung dem BMW-Marketinginnovator vom Vortag nachgerufen "Entspannen Sie sich, die Kontrolle über die Marke ist schon verloren" ("Mark Pohlmann (SinnerSchrader): Die Bombe im Long-Tail"). Dieser wollte im "drivers seat" der Kundenkommunikation bleiben.