Ein Intranet ist ein geschlossenes Netzwerk, zu dem nur Mitarbeiter einer Organisation Zugriff haben. Das war gestern, und das ist es auch heute noch. Zukünftig sehe ich die Öffnung der Intranets für Zugriffe von außen nach innen (im Sinne Extranet), aber auch von innen nach außen (d.h. der Nutzer über das Intranet auf das World Wide Web).
Heutige Intranets
Bislang sind sowohl der Nutzerkreis, die Informationen und die Kontakte in einem Intranet stark eingegrenzt:
Ein Intranet ist ein Rechnernetzwerk, das auf den gleichen Techniken wie das Internet (TCP/IP, HTTP) basiert, jedoch nur von einer festgelegten Gruppe von Mitgliedern einer Organisation genutzt werden soll.
[ Wikipedia ]
Nur die eigenen Mitarbeiter eines Unternehmens dürfen "rein", die Informationen sind fast immer nur Informationen von "drinnen" und die Mitarbeiter dürfen nicht über das Intranet "raus".
Klar, das war in der Vergangenheit auch nicht so wichtig. Die Arbeit fand nur im Unternehmen statt. Lieferanten oder Kunden oder Partner lieferten bwz. bekamen Informationen per Email oder benutzten dafür bestenfalls ein Extranet. Kommunikation fand über Email oder Telefon statt.
Wenn Mitarbeiter Informationen aus der weiten Welt oder von der Region benötigten, dann "gingen" sie ins Internet – meistens nicht nur zum Schutz der Unternehmens-IT und -Daten sondern auch zu "ihrem eigenen Schutz" durch eine dicke Firewall.
Und so ist es heutzutage noch in den allermeisten Unternehmen.
Meine Realität
Nach meinem Artikel "Meine Top-Websites oder: Wie ich die Dinge geregelt bekomme" reflektierte ich über die Punkte, inwieweit es Überschneidungen zwischen privat und Büro gibt:
- Meine Online-to-Do-Liste, Aufgaben, Serienaufgaben, Listen
Viele Punkte notiere ich mir für das Unternehmen, um später etwas zu recherchieren oder etwas zu schreiben. Und dann stelle ich fest, dass ich auf der Terrasse mal schnell recherchiere oder den Text formuliere. Nicht oft und nicht viel, aber immerhin. Tatsächlich notiere ich mir Punkte lieber privat, damit ich sie immer im Zugriff habe (was muss ich diese Woche im Büro noch erledigen?). Aber es geht nicht nur um den Zugriff, denn bei der Wissensarbeit lässt sich heutzutage keine 100-prozentige Trennung zwischen Privat und Büro herstellen. - Wiki
Wenn ich etwas notiere oder einen Text fürs Büro erstelle, dann würde ich dies direkt in einem Unternehmens-Wiki ablegen. Es ist sofort da, wo es sein sollte, und die Kollegen können es sofort einsehen. Gleichzeitig könnten es Inhalte sein, die ich in meinem privaten Wiki ablege, die aber dennoch für meine Kollegen hilfreich sein könnten. Die wenigsten Kollegen kennen mein Wiki (okay, so viel steht auch gar nicht drin) nicht, für sie existiert es nicht als mögliche Informationsquelle für ihre Arbeit. Im Intranet gibt es keine Hinweise auf "sonstige" Quellen beispielsweise über Bookmarks (siehe unten) - Yahoo!
Suchen und finden … Da will ich mal schnell etwas recherchieren. Nur eine Kleinigkeit, aber ein wichitger Hinweis liegt irgendwo im Unternehmensnetzwerk. Da würde ich schon gerne direkt danach suchen. Eher eine Frage des Zugriffes. - Yahoo! Email
Eigentlich geht es generell um Emails. Bei wem lassen sich Emails immer und 100-prozentig nach Privat und Büro trennen? Keine Überschneidung? Keine schnellen Emails im Büro, in denen man etwas Privates austauscht oder vereinbart? Keine privaten Emails, in denen man sich mit Kollegen oder über Büro-Inhalte austauscht? Das Lunchen in der Kantine ist bereits privat. Oder doch auch mal dienstlich? Eigentlich bräuchte ich einen Account mit allem drin. Ja, ich weiß – das geht eigentlich nicht (Was ist bei Wechsel des Arbeitnehmers? Zugriff des Arbeitgebers wg. privaten Inhalten und umgekehrt?). Andererseits: Richtig gemailt und ausgetauscht stehen in Emails eigentlich keine "richtigen" Inhalte mehr drin. Die sind in einem DMS (Dokumentenmanagementsystem), in einem Wiki, einer Unternehmenscommunity etc. - Bloglines, Blogs lesen
Ich lese Feeds und Blogs, weil ich Informationen benötige und weil ich darüber kommuniziere – und weil es mir so gefällt :-). Und die Inhalte und Personen überschneiden sich schon mal. Warum also getrennte Feedreader für Büro und Privat? - Links / Bookmarks
Seiten sind privat und fürs Büro wichtig. Fürs Bookmarken ist es mir egal, wo die Seite liegt. Ich möchte von überall auf die Bookmarks zugreifen können. Und ich möchte die Bookmarks (das Wissen) teilen können mit Bekannten, Freunden, Lieferanten, Kunden, Bloggern, Kumpel etc. - Wikipedia
Everywhere for everyone. Ist eine super Sache, um zur Erläuterung für Kollegen mal schnell einen Link in einer Seite zu setzen. Querwissen und Austausch unter Kollegen. - Xing, Linked und Facebook
Meine Netzwerke führe ich ausschließlich im Internet. Wer von meinen Kollegen Teil meines Netzwerkes ist, der landet dort. Früher oder später. Wer nicht draußen drin ist, der ist nur ein Kollege – aber nicht im Netzwerk. Allerdings ist nicht jeder in solch einem Online-Netzwerk… - Meine Blog-Statistik
ist meine Sache, die ich gelegentlich in meinem Blog veröffentliche. Ist nämlich kein Geheimnis (Fragen beantworte ich jederzeit offen). Genauso sollte es mit Statistiken übrigens in Intranetauftritten sein (egal ob Blog oder CMS oder …) - Mein Blog und Tagebuch
ist mein privates Blog und Tagebuch. Ich bin kein Corporate Blogger. Aber gelegentlich – so wie hier – lasse ich mal etwas über meine Arbeit durchblicken. Ganz dosiert und bewußt. In meiner Blog-Statistik sehe ich übrigens auch die Zugriffe aus der Firewall meines Unternehmens :-) - Projektverwaltung
Queerbeet privat und Büro. Aber wenn ich mehr und komplexere Projekte hätte, privat und im Büro, hätte ich gerne einen Platz für mich und für andere (egal ob privat oder Büro) zum Koordinieren. - Mindmapping
Ist momentan nicht mein Fokus. Sollte ich vielleicht mal wieder… - Kalender, Termine und Kontakte
"Au Backe!" – wenn es etwas gibt, wo Überschneidungen vorhanden sind, dann ist es dies. Ein Platz für alles möchte ich gerne haben. Wenn ich einen Kontakt oder Termin auch zuhause brauche (zum Nachschlagen oder zum emailen oder zum Vereinbaren) dann pflege ich ihn redundant privat. Blödsinn. Außerdem können andere mich nicht einsehen (das, was ich einsehbar haben möchte). - Instant Messaging
Privat, Büro – who cares? Ich will mal schnell eine Nachricht absetzen. Muss ich jetzt zum Telefon greifen, bloß weil es im Unternehmen nur einen internen IM-Client gibt (oder gar keinen)? Warum kann ich von zuhause oder vom Starbucks aus nicht mal schnell eine IM an einen Kollegen schicken, wenn mir gerade etwas einfällt? - Desktop in Netz
Letztendlich brauche ich einen Desktop, der mir alle relevanten Informationen und Arbeitsmittel zur Verfügung stellt. Zumindest möchte ich die Möglichkeit, bei verschiedenen Desktops (privat und Büro) dort jeweils meine anderen Quellen einzubinden. Mit RSS und iCal geht dies teilweise schon recht einfach. Verschlüsselung muss in bestimmten Fällen sein – ganz bestimmt für Unternehmensinternes.
Intranets von Morgen
Unternehmen
sind immer weniger gekapselt. Es gibt Joint Ventures, Projekte über
Unternehmensgrenzen hinweg, die Unternehmen kooperieren. Mitarbeiter kennen sich persönlich, halten Kontakte auch nach Firmenwechseln. Mitarbeiter wird Lieferant, Kunde wird Mitarbeiter. Die Grenzen verwischen. Tatsächlich treffe ich über Internet-Netzwerke Kontakte, die im Konzern meines Unternehmens sind (und zwar nur darüber).
Wissen und Kommunikation bestimmt
den Marktwert – den des Unternehmens und den des Mitarbeiters im eigenen Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt.
Wie werden die Intranets von Morgen aussehen?
Die Intranets von Morgen werden einerseits immer mehr zu Extranets, weil andere (Lieferanten, Kunden, Unternehmenspartner) auf bestimmte Funktionen des Intranets (Inhalte, Kommunikation, Community etc.) zugreifen. Dort auch sehr differenziert aufgrund der Berechtigungen.
Andererseits werden innerhalb des Intranets immer mehr Funktionen aus der Außenwelt enthalten sein. Über Schnittstellen (RSS, iCAl, APIs) greifen die Mitarbeiter auf ihre Welt zu (Kunden, Lieferanten, Kollegen aus dem Konzern, private Kontakte, Communities, Funktionen etc.)
"Das Intranet" im Unternehmen wird zunehmend zum Portal und Desktop der Mitarbeiter, in dem sie alle relevanten Informationen und Funktionen halten – private und dienstliche.
Dies ist zwar auch eine technische aber primär eine kulturelle Herausforderung. Außerdem fordert dies die Mitarbeiter. Die Trennung zwischen Unternehmen (drin) und Privatem (draußen) findet nicht mehr verordnet und in der Firewall sondern in den Köpfen der Mitarbeiter statt.
Wann?
Irgendwann. Sicherlich bis zu meiner Rente in etwa 20 Jahren. Genaueres weiß ich nicht. Hat wohl einer vergessen zu veröffentlichen. Steht nicht auf meinem Desktop.
Nachtrag
Gerade stieß ich auf zwei passende Artikel. Besser, die Unternehmen packen es an. Denn die Welt ändert sich. Ob sie es wollen oder nicht:
- Web 2.0 coming into your Enterprise whether you like it or not
- The 100% guaranteed easiest way to do Enterprise 2.0?
Kommentiert von Tim O'Reilly