In der Readers Edition erschien heute morgen ein Artikel von Michael Maier: "Von Risiken und Nebenwirkungen". In dem Artikel klingt einer der Fragen, die immer wieder in den letzten Wochen in Bezug auf die Readers Edition eine Rolle spielten, an: Sind Bürgerjournalismus und Kommerz vereinbar?
Grundsätzlich halte ich es für möglich, dass Bürgerjournalismus auf einer kommerziellen Plattform stattfindet. Voraussetzung ist eine Offenlegung der Strukturen und Zielsetzungen. Ein gewisser Anteil von bezahlten Autoren kann für die Qualität und Attraktivität des Projekts hilfreich sein, Wettbewerbe können Anreize für neue oder vorhandene Autoren zum Schreiben qualitativ hochwertiger Artikel sein. Solange die Bürger und nicht nur die Profis (blöde Unterscheidung, oder?) zum Wort kommen. Wenn ich als Bürger wahrgenommen werde und meine Meinung, meine Nachrichten kommunizieren kann, dann akzeptiere ich gewisse kommerzielle Strukturen. Tatsache ist, dass bereits in vielen Fällen die Bürger die jeweiligen regionalen kommerziellen Zeitungen für die Veröffentlichung ihrer Meinungen und Projekten verwenden. Das können Leserbriefe sein oder auch von Journalisten recherchierte Artikel, in denen sie zu Wort kommen.
Ein Leserbrief wird in einer kommerziellen Zeitung gedruckt: Soll ich deswegen keinen Leserbrief schreiben? Ich für mich werde den Leserbrief schreiben, falls die Zeitung und der Verlag, deren Authentizität, Ausrichtung und Offenheit mir zusagen. Das ist eine Frage, die jeder für sich in Hinsicht auf seine Mitarbeit beantworten sollte. Jeder hat ein Anrecht auf seine Meinung und darauf, entsprechende Entscheidungen zu treffen. Das muss man einfach respektieren.
In den nächsten Monaten wird es noch viele Bürgerjournalismus-Projekte geben. Jedes wird an seiner Philosophie, seiner Authentizität und dem Umgang mit Lesern, Autoren und Moderatoren bzw. Redakteuren gemessen werden. Dabei geht es nicht nur um die Bekanntgabe von finalen Entscheidungen sondern auch um (online) Gespräche, die zur Meinungsbildung und zu Entscheidungen führen. Jeder Leser, Autor, Moderator und Bürger wird für sich seine Entscheidungen aufgrund seines Kenntnisstandes treffen.
Deswegen ist es wichtig, frühzeitig offen zu kommunizieren, in Dialog zu treten und das Visier zu senken. Ich hoffe, dass dies bei der Readers Edition in der nächsten Zeit zutreffen wird. Der Artikel von Michael Maier gibt mir Anlass zu dieser Hoffnung.
Nachtrag
Irgendwie musste ich gerade mein Fazit des PR-Tags "Zukunft Online PR – Der Tag danach" denken:
Die Veranstaltung hat mich in meinen bisherigen Eindrücken bestärkt: Authentizität, Offenheit, Transparenz – das sind die Schlagworte, unter denen wohl zukünftig Public Relations zu betrachten ist. Weg von der Einweg-Kommunikation ("Fire and forget") hin zur symmetrischen Kommunikation mit den (Teil-)Öffentlichkeiten.