Heute Abend sah ich mir mit der allerbesten aller Ehefrauen eine DVD an, die sie ohne Absprache gekauft hatte: "Von Löwen und Lämmern". Drei große Namen zieren die DVD-Hülle: Robert Redford, Meryl Streep und Tom Cruise. Es sollte um irgendwas über den Krieg in Afghanistan gehen. Also alles, was man für eine routiniert gedrehtes und durchschnittlich interessantes Filmwerk braucht, das einen thematisch interessiert und einigermaßen fesselt. Dachte ich mir – doch nach gefühlten 30 Minuten war der 88 Minutenfilm schon zu Ende.
Zunächst einmal sind es drei Filme, die parallel innerhalb von zwei gespielten Stunden ablaufen:
- Time-Journalistin Janine Roth (Meryl Streep) trifft sich auf Einladung mit dem republikanischen Senator Jasper Irving (Tom Cruise) in Washington
- Der Universitätsprofessor Stephen Malley (Robert Redford) spricht mit dem Studenten Todd Hayes (Andrew Garfield) früh morgens über dessen bisheriges und zukünftiges Studententum.
- Während einer misglückten Militäroperation kämpfen die Soldaten Ernest Rodriguez (Michael Peña) und Arian Finch (Derek Luke) in Afghanistan um ihr Leben.
Jasper will der Journalistin die Story einer neuen Militärstrategie verkaufen, mit der man den Krieg gewinnen will, um dann das Land aufzubauen. Der Uni-Professor stellt seinen Studenten vor die Wahl, ohne jedes weitere Erscheinen in den Vorlesungen mit einer glatten Zwei abzuschließen oder mit ständigem Erscheinen keine Notenzusage zu erhalten – wenn er aktiv wird; als Beispiel nennt er ihm die zwei Studenten Ernest und Arian. Eben jene, die sich freiwillig gegen den Willen mit dem Respekt des Professors zum Militärdienst meldeten und jetzt in Afghanistan einen verzweifelten und einsamen Kampf führen. Alles läuft gleichzeitig ab.
Die wahre Geschichte
Tom Cruise spielt einen dynamischen Jungpolitiker auf Erfolgskurs, der seinen Erfolg verkaufen will. Meryl Streep spielt eine Journalistin, die ihm die neue Strategie nicht abnimmt. Sie hält ihm vor, dies sei dieselbe Strategie (Spezialeinheiten in Platoons als Lockvogel einzusetzen), die schon vor 40 Jahren im Vietnamkrieg als neue Strategie nicht funktioniert hatte. Der Politiker drängt sie in Selbstzweifel aufgrund der Rolle der Medien im Irakkrieg drängt. Doch nach dem Termin bedrängt sie ihren Chefredakteur, die Story nicht zu bringen; sie möchte nicht erneut missbraucht werden.
Robert Redford spielt einen alternden Professor, der seine Ideal nicht ganz aufgeben will und der hofft, dass der Nachwuchs für Ideale streitet. Der zunächst flachsende Student wird immer nachdenklicher und sieht nach dem Termin mit einem Kumpel Fernsehen und dort im Ticker die Meldung über eine neue Strategie, die gerade umgesetzt würde. Die beiden Soldaten kämpfen gerade für die Strategie des Politikers. Sie sterben.
Die spannende Geschichte
Der Film ist gut inszeniert, überhaupt nicht langweilig und für mich schlüssig. Die feindlichen Kämpfer in Afghanistan sind nur als Flecken der Satellitenübertragung zu sehen, wenn das Hauptquartier verzweifelt mitfiebert. Also bis auf das Verschießen der Magazine keine Action. Trotzdem hochspannend.
Die traurige Geschichte
Der Titel zitiert einen Spruch eines deutschen
Generals (Max von Gallwitz) während des Ersten Weltkriegs. Dieser
erkannte den Mut britischer Infanteristen zwar an, verspottete aber die
Führungskunst ihrer Offiziere, indem er die feindlichen Soldaten als
„Löwen, die von Lämmern angeführt werden“ bezeichnete.
[ Artikel Von Löwen und Lämmern. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, abgerufen 7. November 2008, 21:09 UTC ]
Es sind immer die kleinen und mittleren Soldaten, die ihr Leben – vielleicht aus ihrer Sicht für eine große Idee – für die großen Soldaten und die Politiker riskieren und oft genug verlieren. Und all zu oft benutzen die Politiker und die Lobbyisten die Medien, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Die so gar nichts mit der wirklichen Welt sondern mit leeren Phrasen und Machtwünschen zu tun haben. Und viele genügen sich in ihrer Bequemlichkeit mit Studienabschluss, Job, Wagen.
Die Wahl
Doch jeder hat die Wahl. Der Journalist, der Student und der Bürger hat die Wahl, was er für richtig hält. Ob er mit dem Strom oder für seine Überzeugung gegen den Strom schwimmt.
Im Abspann werden ein paar Etiketten gezeigt, auf denen ein einziges Wort steht:
Vote
Nächstes Jahr ist es auch in diesem Land wieder soweit.