Heutzutage gehört es zum guten (hauptsächlich AG-)Ton, dass es Ziele gibt. Gut! Besonders guter Ton ist es, auch finanzielle Ziele zu haben. Auch gut! Oft werden alle anderen Ziele den finanziellen Zielen untergeordnet. Schlecht. Sehr oft gelten diese finanziellen Ziele
- für jedes Quartal
- für jedes Unternehmen einer Unternehmensgruppe / eines Konzerns
- für jedes Geschäftsfeld
- für jede Abteilung
- für jedes Projekt
Ganz schlecht!
Wieso? Es fehlt der Mut zur Lücke und zur Kreativität. Bloß kein Risiko eingehen, es könnten anstelle der vorgegebenen X Prozent von was auch immer (sehr beliebt sind nach wie vor ROI und ROE) nur X minus Y Prozent werden. Also werden auch nur solche Vorhaben angepackt, von denen man mit einigermaßen Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Kennzahl in der vorgegebenen Zeit (max. 2 Jahre) erreicht wird.
Risiko?
Alles andere: Zu riskant, nur nicht daran denken! Und wenn dann nach zwei Jahren tatsächlich ein Prozentpunkt weniger erreicht wird? Maximal noch eine kurze Schonfrist, dann wird das Tochterunternehmen verkauft. Wie, kein Tochterunternehmen? Schwups, wird schnell eines gegründet und dann verkauft. Oder man beißt in den sauren Apfel, schließt eine Betriebsvereinbarung und regelt die betriebsbedingten Kündigungen.
Früher, ja da war alles noch besser anders. Jemand im Unternehmen hatte eine Idee. Sprach mit einem, der Einfluß hatte (wenn er selbst keinen hatte). Es wurde drüber geredet, vielleicht sogar ein Strategiepapier geschrieben. Und dann: "Das machen wir!". Es wurde probiert und gemacht. Klar, da waren Nieten dabei. Klar, da waren Hauptgewinne dabei. Und so ziemlich alles mittendrin.
Dann gab es noch Vorhaben, die waren noch nicht mal direkt zu gebrauchen. Die lieferten nur Spin-Offs, mit denen andere Bereiche profitierten. Und man ließ die Vorhaben ruhig mal einfach so weiterlaufen.
Im Mix mußte natürlich alles wieder stimmen über die Jahre. Aber eben nicht in jedem Quartal für jedes i-Tüpfelchen.
Und heute?
Der Roi ist King und regiert die Unternehmenswelt. Früher, da gab es ein unternehmerisches Risiko, aber auch unternehmerische Chancen. Heute nur den Rubel Euro.
Lichtblicke?
Gibt es die? Sicherlich in der IT. Wie sonst hätte es zu Microsoft, Google und Yahoo! kommen können. Und sonst? Nennt sie mir!
BTW, da fallen mir zwei interessante Beiträge auf:
"Berlin, Berlin: Workshop nach dem ersten Monat"
Philip Dönhoffs (Geschäftsführer Netzeitung) Kommentar im RE-Blog im gleichnamigen Beitrag "Berlin, Berlin: Workshop nach dem ersten Monat". Das Projekt "Readers Edition" wurde einfach mal gemacht. Er erkennt, dass es seine Zeit braucht. Dass es Querwirkungen gibt. Man hofft, dass es ein Erfolg wird, setzt das Projekt aber nicht unter finanziellen Erfolgsdruck. Zumindest jetzt nicht und nicht nach außen erkennbar :-)
"Mit Kreativität aus dem Kreatief"
In der Werbebranche geht wenig ohne Kreativität – vermute ich mal :-) Klaus Eck berichtet über eine Podiumsdiskussion. Offenbar denken Werbeagenturen und Kunden darüber nach, wie wichtig die Kreativität ist. Möglicherweise erkennen die Kunden auch, dass Kreativität nicht nur eine Sache für das Marketing sondern generell für das Unternehmen ist. Und Kreativität läßt sich fördern, aber nicht mit Zahlen erzwingen.
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