In den letzten Wochen hat sich bei mir eine „Facebook-Diät“ eingeschlichen. Nach und nach habe ich meine Nutzung von Facebook heruntergefahren. Zwei Punkte haben mich dazu bewegt: Die ausufernde Datensammlung durch Facebook und mein Wunsch nach mehr Ausgewogenheit.
Warum eine Facebook-Diät?
Facebook als Soziales Netzwerk bietet im privaten und im beruflichen Kontext Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen. Abgesehen davon setze ich Facebook auch beruflich ein. Das bewegt mich, nicht ganz auf Facebook zu verzichten.
Schutz meiner und anderer Daten
Das Unternehmen Facebook ist eine Datenkrake, die wann immer und wo immer möglich die Daten seiner Nutzer abgreift. Das betrifft Facebook als Social Network, aber auch WhatsApp und Instagram. Hätte ich Vertrauen in dieses Unternehmen, dann würde ich womöglich anders handeln. Doch das habe ich nicht, insbesondere weil dieser riesige Datenpool zum Missbrauch und zum Hacken geradezu einlädt und ich Facebook nicht als zuverlässig betrachte.
Dabei geht es mir sowohl um meine Daten, als auch um Daten von Kontakten. So hat in der Vergangenheit WhatsApp die Kontaktdaten abgegriffen. Apps haben das über Facebook-Schnittstellen auch immer wieder gemacht.
Für irgendetwas muss die Datenschutz-Grundverordnung gut sein. Ist sie auch. Artikel 5 „Grundsätze für die Verarbeitung personenbezogener Daten“:
(1) Personenbezogene Daten müssen
[…]
c) dem Zweck angemessen und erheblich sowie auf das für die Zwecke der Verarbeitung notwendige Maß beschränkt sein („Datenminimierung“);
(VERORDNUNG (EU) 2016/679 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 27. April 2016)
Diese Angemessenheit sehe ich bei Facebook überhaupt nicht. Und schnell wird alles Mögliche abgegriffen, was wirklich nicht nötig ist.
Meine Ausgewogenheit
Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich „mal schnell“ auf Facebook nach neuen Posts und Updates schaue. Das geht mir so im Browser von Desktop oder Notebook, aber auch auf dem Smartphone. Die Angst, etwas zu verpassen, ist manchmal groß. Auch wenn ich bemerke, dass ich dabei wieder entspannter wurde.
Die Fear of missing out (dt.: Angst, etwas zu verpassen, Akronym FOMO), ist eine Form der gesellschaftlichen Beklemmung/Angst/Besorgnis. Das Phänomen beschreibt die zwanghafte Sorge, eine soziale Interaktion, eine ungewöhnliche Erfahrung oder ein anderes befriedigendes Ereignis zu verpassen und nicht mehr auf dem Laufenden zu bleiben. Dieses Gefühl geht besonders mit modernen Technologien wie Mobiltelefonen und Sozialen Netzwerken einher bzw. wird von diesen verstärkt.
(Seite „Fear of missing out“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Dezember 2018, 19:44 UTC. (Abgerufen: 3. Februar 2019, 14:36 UTC))
Ich will Hektik und Angst keinen Platz in meinem Leben einräumen. Eine der sechs Säulen meiner Selbstorganisation lautet „Ausgewogenheit„. Das bedeutet auch, nichts im Übermaß zu tun.
Meine „Facebook Rules of Engagement“
Daher habe ich mir ein paar Einsatzregeln für die Nutzung von Facebook ausgedacht.
Rules of Engagement (RoE), auf Deutsch Einsatzregeln, bezeichnen einsatzbezogene Regeln für Streitkräfte zur Anwendung von militärischer Gewalt im Rahmen weltweiter nationaler und multinationaler Militäroperationen – sowohl in bewaffneten Konflikten als auch in Friedensmissionen der Vereinten Nationen.
[…]
Die RoE werden von der NATO wie folgt definiert: „Anweisungen, erlassen von einem dazu befugten militärischen Führer, mit denen Umstände und Grenzen festgelegt werden, unter denen militärische Kräfte Kampfhandlungen mit anderen Kräften beginnen oder fortführen dürfen.“
(Seite „Rules of Engagement (Militär)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. Dezember 2018, 14:41 UTC. (Abgerufen: 3. Februar 2019, 06:54 UTC))
- WhatsApp habe ich schon seit langem von meinem Smartphone verbannt. Den Facebook-Messenger nutze ich nur noch in wenigen Fällen.
- Wer mich kontaktieren oder mir eine Nachricht schicken möchte, für den habe ich reichlich Auswahl (siehe kontakt.frank-hamm.com) wie Signal, Threema, Telegram.
- Meinen persönlichen Facebook-Account nutze ich im Wesentlichen nur noch für einige Gruppen (beispielsweise zu Selzen, Fotografie, Wandern) sowie das Lesen von Seiten-Feeds.
- Persönliche Updates kommen zukünftig vermehrt und hauptsächlich über die Seite des Entspannenden.
- Facebook nutze ich ansonsten für Kunden über den Business Manager.
- Ich achte darauf, dass Facebook möglichst wenig Daten auf Desktop, Notebook und Smartphone abgreifen kann. Das betrifft auch das Tracking.
Und wer weiß: Vielleicht bin ich auch einmal einen ganzen Monat ohne Social Media, so wie Ulligunde.
Instagram nutze ich sporadisch als Der Entspannende. Ich überlege, ob ich das überhaupt fortführen möchte. Ich komme mir wie ein Verbraucher vor, der sich nahezu täglich durch hunderte von Reiseprospekten klickt, ohne darüber jemals eine Reise zu buchen.
Ja, es gibt da schöne Fotos. Aber die gibt es auch beispielsweise auf Flickr, wo ich einen Pro-Account habe. Dort gibt es wunderbare Gruppen. Warum also nicht meine Tätigkeit auf Flickr verlagern? Bloß, weil ich auf Instagram ein paar Likes und ab und zu mal einen Kommentar (meistens Bot-Kommentare) bekomme? Darüber werde ich noch einmal nachdenken.
Desktop und Notebook
Privat und beruflich nutze ich Facebook überwiegend im Browser auf Desktop-Rechner oder Notebook (beides Windows). Eine Facebook-App (auch Messenger oder Instagram) kommt nicht auf meine Rechner. Mit zwei Tools sorge ich dafür, dass erstens Facebook nur an wenige Daten von mir kommt und dass zweitens ich die Facebook-Seite von unnützem Ballast befreie.
- Multi-Container von Facebook
- F.B. Purity
Multi-Account Containers von Firefox / Facebook-Container von Firefox
Ich nutze Firefox als regulären Browser auf meinen Desktop-/Notebook-Rechnern. Mit dem Firefox-Addon „Multi-Account Containers von Mozilla“ lasse ich alle Facebook-Seiten (Facebook, Business Manager, Messenger, Instagram) in einer separate Tab-Umgebung öffnen. Damit haben sie keinen Zugriff auf die Daten in meinen anderen Tab-Umgebungen, die ich beispielsweise fürs normale Surfen oder fürs Einkaufen nutze.
„Multi-Account Containers” ist ein Add-on von Firefox, mit dem Sie Ihre Surfaktivitäten bei der Arbeit, beim Einkauf oder im privaten Bereich (Freizeit) trennen können. Dabei ist es nicht erforderlich, Ihre Chronik zu löschen, sich an- und abzumelden oder mehrere Browser zu verwenden.
[…]
Tab-Umgebungen funktionieren wie normale Tabs, aber die in einer Tab-Umgebung besuchten Websites erhalten Zugriff auf ein separates Segment des Browserspeichers. Das bedeutet, dass Ihre Website-Einstellungen, protokollierten Sitzungen und die Trackingdaten nicht in die neue Umgebung übertragen werden. Ebenso wirkt sich das Surfen in der neuen Umgebung nicht auf Ihre eingeloggten Sitzungen oder die Trackingdaten der anderen Umgebungen aus.
(Tab-Umgebungen mit Multi-Account Containers)
Mit diesem Addon kann ich unterschiedliche Tab-Umgebungen für unterschiedliche Zwecke festlegen und definieren, dass bestimmte Seiten nur in einer entsprechenden Tab-Umgebung geöffnet werden.



Wem das zu viel oder zu kompliziert ist, dem empfehle ich das Addon „Facebook Container von Mozilla„. Das Addon ist eine Art Mini-Ausführung mit einem einzigen Container, nämlich für Facebook.
Das Add-On bietet eine Lösung, die nicht einfach darin besteht, Nutzern grundsätzlich von einem Service abzuraten, der ihnen einen Mehrwert bietet. Stattdessen gibt es den Usern ein Werkzeug an die Hand, um sich proaktiv vor unerwünschten Nebenwirkungen eben dieser Nutzung zu schützen.
F.B. Purity (Browser-Addon)
Um die Facebook-Seiten übersichtlich und frei von – für mich – überflüssigem Ballast zu befreien, nutze ich das Firefox Addon F.B. Purity – Clean Up and Customize Facebook. F.B. Purity gibt es nicht nur Firefox, sondern auch für Chrome, Edge, Safari, Opera und Maxthon.
F.B. (Fluff Busting) Purity is a Facebook customizing browser extension. It alters your view of Facebook to show only relevant information to you. It lets you remove the annoying and irrelevant stories from your newsfeed such as game and application spam, ads and sponsored stories. It can also hide the boxes you don’t want to see on each side of the newsfeed.
Damit lassen sich beispielsweise die Chat-Box sowie Einträge aus der linken oder rechten Spalte ausblenden. Der Friends-Feed lässt sich sortieren und filtern. Nervende Facebook-Postings „Hey, du hast schon lange nicht mehr …„) gehören der Vergangenheit an.
Smartphone
Auf dem Smartphone nutze ich ausschließlich Facebook. WhatsApp und Facebook Messenger habe ich dort nicht mehr installiert. Die Facebook-App ist ein Speichermonster und eine riesige potentielle Datenssicherheitslücke. Den Facebook Seitenmanager und den Creator habe ich derzeit deinstalliert. Falls ich eine der beiden Apps wieder beruflich benötige, installiere ich sie mir für kurze Zeit wieder.
Swipe for Facebook Pro
Anstelle der Facebook-App oder des Browsers für Facebook nutze ich auf meinem Android App Swipe for Facebook Pro, zum Ausprobieren oder für gelegentliches Nutzen gibt es die Version Swipe for Facebook:
• Access to Facebook & Messenger in just one app
• Messenger Chatheads – access your messages while using other apps
• PIP Videos – watch videos while you browse your News Feed
• Widgets – let your notifications and messages live on your home screen
• Block intrusive ads on your feed and timeline
• Sort your news feed by Most Recent
• Mark all notifications as read
• Save what matters most with Swipe’s bookmarks
• Gorgeous Material Design themes with hand-picked color palettes
• Automatic day/night theming
• Intuitive layouts with top and bottom bar options
• Take control of your notifications with filtering and quiet hours
• Download images and videos
• Control your privacy with PIN and Fingerprint Lock
• Available in 30 different languages!Swipe Pro unlocks:
• Ad (Sponsored Posts) Blocking
• Messenger Chathead themes
• Widget themes
Swipe for Facebook stellt eine separate Browserumgebung für Facebook zur Verfügung. Ich habe die Pro Version schon seit einigen Jahren sporadisch genutzt, doch im letzten Jahr habe ich komplett auf Swipe for Facebook umgestellt. Einer der Vorteile ist der wesentlich geringere Akku-Verbrauch im Vergleich zur nativen Facebook-App.
Lesetipps
- Leute, macht Schluss mit WhatsApp (Thomas Cloer)
- Ich bin nicht mehr bei Facebook (Thomas Cloer)