TEDx Pentagon, US-Streitkräfte und Bundeswehr

Wenn ich das alles so auf mich einwirken lasse, dann werde ich durch die schiere Masse an Angeboten der US-Streitkräfte bzw. des DoD fast erdrückt. Das sagt nichts über die Qualität aus, aber doch über den Umgang mit Social Media. Es gibt viele Auftritte und viele Verlinkungen von den klassischen Websites aus. Die Bundeswehr wirkt daneben äußerst blass und vor allem: Rückständig.

Ein Hinweis im Kommentar von Stig Pfau zu „Social Media der Streitkräfte: Deutsch und britisch“ führte mich zum Army Live Blog („The Official Blog of the United States Army„). Neben der umfangreichen Blogroll in der rechten Spalte überraschte mich der Artikel „TEDxPentagon„:

At first glance, TEDxPentagon seemed to be just another addition to the military’s land of acronyms and abbreviations. At least that’s what I thought when I was invited to attend.  After further research, I found that TED-Technology, Entertainment, Design-was so much more.
[…]
TEDxPentagon was held Friday at the Navy Memorial Burke Theater in Washington D.C.  The Office of the Secretary of Defense Public Affairs hosted this event featuring 11 speakers from across the DoD.

(DoD: Department of Defense / Verteidigungsministerium)

Army und TEDx? Zwei „Formate“, die eigentlich nicht zusammen passen, wenn man an das (vermeintlich) verkrustete hierarchische Image vieler Streitkräfte denkt. Bei der Suche nach „tedx“ und „pentagon“ fand ich dann auf Flickr das Fotoalbum TEDX Pentagon (Profil) vom U.S. Africa Command:

As part of an independently organized TED talks, the Department of Defense is hosting TEDxPentagon, a military focused speaker series featuring stories from men and women of the U.S. Armed Forces. DoD’s TEDxPentagon event, which will be streamed live on the Web, is entitled „The Human Stories“ and will feature 10 service members, including GEN Ward, and one Army spouse.

(USAFRICOM All rights reserved)

Die Kontakte auf Flickr beinhalten unter anderem PACOM (United States Pacific Command), Chairman of the Joint Chiefs of Staff, Commander, U.S. Pacific Fleet und U.S. Department of State.

Auf „Armed with Science“ gibt es den Artikel „TEDxPentagon: What are the Human Stories?„:

By sharing “The Human Stories” with you, TEDxPentagon hopes to reinforce the idea that our military’s strength is not in its physical assets, but in the men and women who continually perform amazing acts of heroism in their own unique way.

Armed with Science schreibt über sich:

In January 2009, the Defense Media Activity launched, “Armed with Science: Research and Applications for the Modern Military,” a weekly webcast highlighting the importance of science and technology to the modern military. The program featured interviews with Defense Department scientists, engineers.

Auch da gibt es eine umfangreiche Blogroll.

Wenn ich das alles so auf mich einwirken lasse, dann werde ich durch die schiere Masse an Angeboten der US-Streitkräfte bzw. des DoD fast erdrückt. Das sagt nichts über die Qualität aus, aber doch über den Umgang mit Social Media. Es gibt viele Auftritte und viele Verlinkungen von den klassischen Websites aus.

Rant

Die Bundeswehr wirkt daneben äußerst blass und vor allem: Rückständig.

Genauso rückständig, wie sich die Regierung, die Regierungsparteien und der Bundesminister der Verteidigung bislang in der Diskussion über die zukünftige Aufgabenstellung, die Struktur und die Größe der Bundeswehr verhalten haben. Offizielle Stellungnahmen, die außer Allgemeinplätzen nichts enthalten. Dass die Bundeswehr kleiner werden soll, dass die Wehrplicht in der Diskussion steht – das weiß ich seit den Neunzigern. Von den ursprünglich fast 700.000 Soldaten (Bundeswehr und NVA) im Jahr 1990 soll die Truppenstärke weiter auf unter 200.000 schrumpfen. Aber selbst bei dem Parteitag der CDU gab es keine Festlegung, wie groß die Bundeswehr (Personenstärke) sein soll (obwohl der Herr BMVg mehr Redezeit als bei der CSU hatte) . Wobei – sollte da nicht zuerst die Aufgabenstellung definiert werden? Um dann über benötigte Personenzahlen und Ausrüstungen zu sprechen? Seit dem Mauerfall drückte sich bislang jede Regierung davor, konkret zu werden und eine Vision für die Bundeswehr aufzuzeigen.

Deswegen erwarte ich auch nicht, dass die Bundeswehr besonders innovativ mit Social Media umgeht. Denn ihr fehlt die strategische Ausrichtung.

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.

2 Gedanken zu „TEDx Pentagon, US-Streitkräfte und Bundeswehr“

  1. Ich finde es nicht so bedauermswert, dass Krieg in Deutschland noch nicht Kernelement der Unterhaltungskultur geworden ist. Es wandelt sich zwar langsam, nicht zuletzt wegen des als Popstars verehrten Ministers, aber kritische Distanz im Sprechen über Krieg ist nicht verkehrt.

    Ganz anders beim Thema Anerkennung für Soldatinnen und Soldaten. Hier vergibt die Bundeswehr ebenso Chancen, wie bei der strategischen Social Media-Nutzung. Andererseits hat sie auch nicht das Personal, um das konsequent zu bereedern. Die Zurückhaltung ist daher sinnvoll.

    1. Ich sehe nicht, dass Krieg in US oder Groß-Britannien Kernelement der **Unterhaltungskultur** geworden ist. Auch ich bedaure nicht, dass Krieg hier kein Kernelement ist.

      Ich finde jedoch, dass unteschiedliche Sichtweisen ausgetauscht werden sollten. Dazu gehört auch, darüber zu sprechen oder zu schreiben. In Deutschland empfinde ich das Verhältnis zur Bundeswehr nach über 50 Jahren „Staatsbürger in Uniform“ immer noch sehr verkrampft. In Deutschland wurde oft sehr zurückhaltend agiert, wenn es um Austausch ging. Regierung(en) und Bundeswehr haben sich darum bemüht, die Bürger in die Bundeswehr zu bekommen und damit die Bundeswehr als ein „Abbild“ der Gesellschaft zu bekommen. Gleichzeitig war es oft sehr verkrampft, wenn etwas von der Bundeswehr wieder zurück in die Gesellschaft floß oder die Soldaten in der Gesellschaft „auftauchten“. So durften sich jahrzehntelang Soldaten nicht in der Öffentlichkeit in Uniform zeigen, wenn sie nicht im Dienst waren.

      Gerade jetzt, da absehbar die Wehrpflicht wegfällt, halte ich es für wichtig, die Bundeswehr und die Soldaten in der Öffentlichkeit einzubinden und sie als Teil der Öffentlichkeit zu haben. Ich sehe durchaus den Punkt der geringen Ressourcen.

      Ich erkenne nur keine Linie, wie die Bundeswehr mit Social Media (oder geändertem Mediennutzungsverhalten, oder Web 2.0, oder Änderungen in/der Gesellschaft) umgehen will. Da mal ein Video auf YouTube, dort eine Übersichtsseite mit RSS-Links, dann noch ein Link auf Twitter http://twitter.com/#!/bundeswehrrss (wo anscheinend RSS reinläuft)… Nicht Zurückhaltung bei Social Media stört mich, sondern mein Eindruck, dass die Ausprägung nicht die Folge bewusster Entscheidungen ist. (wobei ich das nicht gezielt verfolge…)

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