Was ist eigentlich Web 2.0? Wofür eigentlich brauchen Unternehmen das Web 2.0?
Die Fragen kommen immer wieder hoch. So auch in den Kommentaren zu meinem "Rundumschlag: Social Networking, Online, Facebook, War for Talents, Banken". Boris, Rainer und ich halten es für etwas schwierig, eine Definition von Web 2.0 zu greifen.
Was?
Tim O’Reilly hat es mit seinem Grundsatzartikel "What is Web 2.0" (deutsche Übersetzung) umschrieben, aber das ist doch recht abstrakt. Besonders für eine Führungskraft in einem Unternehmen, die eine griffige, kurze Definition haben will. Für mich ist Web 2.0 ein Koffer voll mit Werkzeugen
- Blogs
- Wikis
- (Social) Bookmarks
- Direktkommunikation (z.B. mit Instant Messaging oder Direct / Private Messages)
- Gruppenkommunikation (z.B. Foren, Pages)
- Widgets
- Mashups.
Andrew McAfee hat es im Frühjahr 2006 in seinem Aufsatz "Enterprise 2.0: The Dawn of Emerging Collaboration" mit dem Akronym SLATES umschrieben:
- Search
- Links
- Authoring
- Tags
- Extensions
- Signals
Wofür?
Doch das ist das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Das "Was" ist mir nicht so wichtig wie das "Wofür". Wofür also Web 2.0 im Unternehmen einsetzen? Hier sind aus dem Stand (und solange meine DSL-Verbindung gerade hält) für mich persönlich die Hauptgründe für einen Einsatz im Unternehmen:
- Wissen (Knowlegde)
Wissen im und für das Unternehmen gewinnen und erhalten. - Zusammenarbeit (Collaboration)
Die Zusammenarbeit optimieren oder überhaupt erst erzeugen. - Kultur (Culture)
Die Kultur des Unternehmens erkennen, vermitteln und verbessern - Wechsel / Innovation (Change / Innovation)
Den schnellen Wandel ermöglichen und fördern. Aufbau- und Ablauforganisation verbessern. Prozesse verändern. Das Unternehmen ändern. Dazu gehört auch, den Bedarf überhaupt erst feststellen zu können.
Mit dem Wofür greife ich in in den Werkzeugkasten und baue mir meinen Schrank (oder was auch immer) zusammen.
Voraussetzungen
Als zwingende Voraussetzung jedoch gehören für mich dazu
- das Überschreiten von Hierarchien (vertikal) und
- das Überqueren der Grenzen von Organisationseinheiten (horizontal, "Silos").
Konsequent eingesetzt überspringen Web 2.0 Tools auch den Silo des eigenen Unternehmens und verweben externe und interne Personen und Ressourcen. Meine These hierzu: Der Einsatz von Web 2.0 führt ab einem gewissen Durchdringungsgrad nahezu unvermeidlich zu Enterprise 2.0.
In den Neunzigern wurde versucht die Effizienz in Unternehmen – auch zu den oben angeführten Elementen – mit flachen Hierarchien zu erhöhen. Doch ab einer gewissen Unternehmensgröße ist das m.E. illusorisch.
Web 2.0 oder im fortgeschrittenen Sinne Enterprise 2.0 setzt das fort, was unter den Schlagworten "Prozessoptimierung" und "Flache Hierarchien" in den Neunzigern begonnen wurde.
Und ob das in einer Bank oder in einem Handy-Unternehmen stattfindet, das spielt für mich keine so große Rolle. Die konkrete Einzelsituation des Unternehmens und seiner Mitglieder sowie der Wille zur Veränderung bestimmen das Szenario.