Im Juni vergangenen Jahres hatte die Wertekommission zur Teilnahme an der Umfrage "Auswirkungen respektvoller Führung" aufgerufen:
Um das Phänomen des Respekts im Verhältnis von Führungskräften und ihren Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern besser zu verstehen, wollen wir mit dieser Studie untersuchen, welche konkreten Auswirkungen respektvolles Führungsverhalten hat. Die Befragung wird bei zügigem Ausfüllen ca. 25-30 Minuten dauern und ist selbstverständlich absolut anonym, so dass keine Rückschlüsse auf Ihre Person möglich sind.
Als Ergebnis liegt jetzt die (englischsprachige) Studie "Who cares? – The importance of interpersonal respect in employees’ work values and organizational practices" zum Download (PDF) auf dem Blog der Wertekommission (Studie zum Thema Respekt) vor.
In zwei aufeinanderfolgenden Studien war zunächst ein generelles Ranking von Werten ("Respekt"-Themen in Bezug auf "Chefs" wurden hoch bewertet) ermittelt worden. In einer zweiten Umfrage wurde auch nach der Wirklichkeit gefragt:
Two large online surveys were conducted among employees in Germany to explore the importance employees and organizations lay on aspects of interpersonal respect in relation to other work values. The first study (N1 = 589) extracted a general ranking of work values, showing that issues of respect which involve supervisors are rated particularly high among employees. The second study (N2 = 373) replicated the previous value ranking by and large. However, it is shown that the value priorities indicated by employees are not alwaysmatched by organizational practices. Especially respect issues which involve employees’ supervisors diverge strongly negative. Consequences and potentials for change in organizations are discussed.
Eigentlich werden die Werte gar nicht so unterschiedlich gesehen ("[…] indicating that priorities in employees’ work values and organizational work practices are generally not too far apart."). Aber dann kommt der Haken:
Yet, apart from the congruence between work values and practices, some divergences constitute the lack of congruence indices in our analyses. We can note, for example, that all aspects which involve employees’ supervisors show a negative divergence. This indicates that supervisor related aspects in organizations are generally not prioritized as highly as employees personally would like to see it.
Vereinfacht ausgedrückt (für Karl May Fans) sagt der gemeine Indianer über die Häuptlinge:
Häuptlinge sprechen mit gespaltener Zunge.
Versprechen viele Pferde aber schicken Krieger in Wüste zu Fuß.
Auch der Stern berichtete bereits und fragt: "Wo bleibt der Respekt?":
Heutzutage sollte man froh sein, überhaupt einen Job zu haben – und die Bedingungen am Arbeitsplatz sind nicht so wichtig? Eine neue Studie beweist das Gegenteil: Den meisten Menschen ist besonders wichtig, dass sie respektiert werden.
Der Stern formuliert die Divergenz von Anspruch und Wirklichkeit dann so:
So scheinen respektvolle Chefs Mangelware zu sein. Denn in der zweiten Studie mussten die Befragten dann ihre reale Arbeitsplatz-Situation bewerten. Hier wurden Chefs häufig weder als sehr respektvoll im Umgang mit ihren Untergebenen noch wertschätzend in Hinblick auf deren Arbeit erlebt. Da verschwinden schon mal mühsam angefertigte Projektdokumentationen kaum beachtet in der nächsten Ablage oder der Druck von oben wird über cholerische Anfälle direkt an die Untergebenen weitergegeben.
Zu meinen Bundeswehrzeiten sagte mir ein vorgesetzter Major einmal:
Respekt kann man nicht befehlen. Den muss man sich verdienen.
Meinen Respekt hatte er. Die Kommentare sind geöffnet…