Gestern abend war Claus Weselsky von der Gewerkschaft der Lokführer mit einem Interview jeweils im Heute-Journal und in der Tagesschau den Tagesthemen präsent – und damit auch im Social Web.
Mit dem kostenlosen Version des Tools Talkwalker Social Analytics habe ich im Schnellschuss ohne große Prüfungen eine Abfrage gestartet:
#gdl OR gdl OR #bahnstreik OR bahnstreik OR #weselsky OR weselsky OR „gewerkschaft deutscher lokomotivführer“
Eingegrenzt sind die Ergebnisse von 21:00 bis 23:30 Uhr am 3. November 2014 und auf die Medientypen Blogs, Facebook, Foren, Twitter. News habe ich explizit ausgeschlossen, und auf Plattformen wie Google+ oder Instagram tat sich de facto gar nichts. Das Heute-Journal begann um 21:45 Uhr, die Tagesthemen begannen um 22:15 Uhr. An der Darstellung über die Zeit sind die Interviews jeweils gut nachzuvollziehen.

Twitter ist wie zu erwarten klar der stärkste Medientyp.

Insgesamt gab es im Zeitraum 1.146 Erwähnungen.

Männer beteiligten sich weit mehr als Frauen. Um das weiter zu hinterfragen, würde ich jetzt die Resonanz der Themen generell zu der Resonanz der beiden Nachrichtensendungen vergleichen. Möglicherweise ist #GdL bzw. #Bahnstreik einfach ein Männerthema – vielleicht weil die meisten Pendler immer noch Männer sind?

Und das war der eigentliche Anlass, weswegen ich nachschaute: Die Tonalität. Für mich hat die automatische Auswertung der Tonalität von Blogartikeln, Statusupdates oder Tweets keine absolute Aussage und keine hohe Zuverlässigkeit. Ich benutze die Tonalität eher, um plötzliche Veränderungen festzustellen, um dann weiter nachzuforschen.
Doch irgendwie passt diese Verteilung zu meinen Erwartungen nach dem gestrigen Interview.

Interessant wäre es, jetzt den Peak gegen 22:15 Uhr hinsichtlich der Themen zu analysieren. Ich habe nur das Interview im Heute-Journal gesehen, dazu passt der Peak negativer Tonalität. Die Wortwahl, das Auftreten und die Art der Antworten waren prädestiniert für genau diesen Peak. Teilweise ließ er Marietta Slomka nicht ausreden, oder er antwortete mit längeren Monologen. Seine Antworten waren selten wirklich Antworten sondern meist Stellungnahmen und Vorwürfe. Danach war er in den Tagesthemen, bei gleichem Verhalten würde dazu der darauffolgende Peak negativer Tonalität passen.

Die Menge der Treffer und das geringe Zeitfenster sind für mich Anlass, die Auswertung mit Vorsicht zu genießen. Dennoch wage ich eine Interpretation:
Weselsky hätte mit einem besseres Medientraining und wirklichem Interviewverhalten (d.h. auf Fragen zu antworten) derartige negative Peaks vermeiden können. So aber gehe ich davon aus, dass seine Interviews noch weiter polarisierten. Vielleicht war aber auch seine Zielsetzung genau dies: Einschwören auf eine absolute Position (was er selbst seinen Gegnern vorwarf).
Bildquellen: Alle Grafiken sind Screenshots aus Talkwalkers Social Analytics Tool.