Wiki im Intranet

Im Internet Briefing Blog entwickelt sich zum Artikel „Können Web 2.0 …

Im Internet Briefing Blog entwickelt sich zum Artikel "Können Web 2.0 Technologien das Intranet zu neuem Leben erwecken" eine lebhafte Kommentar-Diskussion. Aktuell geht es um die Frage, wie ein Wiki im Intranet wirklich angenommen wird. Anlass für mich, die Diskussion aufzugreifen und eigene Gedanken zu notieren (hier, weil sie zu lange für einen Kommentar sind).

Wiki-Syntax 

Ich selbst wollte es zunächst nicht wahrnehmen: Die als einfach gerühmte Wiki-Syntax ist zu kompliziert. Für mich ist sie ganz einfach, egal welches Wiki ich benutze. Aber die Wiki-Syntax ist für viele Mitarbeiter wirklich ein Stolperstein – selbst bei vielen IT'lern oder IT-affinen Benutzern.

Die Frage "Kann ich da nicht wie mit Word schreiben?" wird nie verhallen. Tatsächlich ist diese Frage nicht neu, es gibt sie schon lange auch bei Autoren in Content Management Systemen.

Deswegen meine Kapitulation: Word-alike for the people! 

Muss-Kriterien (Technik) 

Ein Wiki ist ein Muss für bestimmte Anwendungen (z.B. Projektarbeit, Glossare) bei dem Relaunch eines Intranets. Die genauen Anforderungen hängen dabei vom jeweiligen Unternehmen ab. Es gibt aber zwei Punkte, die auf jeden Fall sein müssen:

  1. WYSIWYG-Editor
    Einfaches und schnelles Editieren "wie mit Word". Ansonsten ist die Ablehnung bei den meisten vorprogrammiert
  2. Single Sign-On
    Eine Anbindung an die zentrale Benutzerverwaltung des Unternehmens (meist Microsofts Active Directory Service) muss auch im Wiki implementiert sein. Optimal eine wirkliche Single Sign-On Lösung, bei der die Anmeldung am Morgen den ganzen Tag für alle Anwendungen (auch das Wiki) gilt: Keine Anmeldung mehr. Als Kompromiss würde ich noch das erneute Anmelden bei einzelnen Anwendungen akzeptieren, wenn dafür die Credentials aus der zentralen Benutzerverwaltung (derselbe Benutzername und dasselbe Kennwort) herangezogen würden.

Beide Punkte sind umsetzbar. Es gibt inzwischen Wikis mit WYSIWYG-Editoren und oft gibt es zumindest ein LDAP-Modul. Mit gutem Willen sollte das kein technisches Problem, sondern ein Problem des Lösungsweges sein.

Muss-Kriterien (Organisation)

Viel wichtiger als die Technik ist jedoch die unterstützende Organisation 

  1. Wiki-Manager
    In Unternehmen gibt es viele Mitarbeiter, die das erste Mal mit Wikis arbeiten. Die sind vielleicht übermotiviert und "überschreiben" das Wiki. Gleichzeitig sind Mitarbeiter oft überfordert durch eine wachsende und gewissermassen "chaotische" Struktur. Deswegen muss es einige wenige Wiki-Manager geben, die lenkend in die Struktur des Wikis (oder der Wikis) eingreifend und Strukturen (Hierarchiche Übersichten, Portalseiten etc.) aufbauen.
  2. Unterstützung durch Top-Management
    "Wirklich? Oh nein, nicht schon wieder das!" wird manch einer stöhnen. Aber: Es ist und bleibt so, dass bei wichtigen und neuartigen Projekten das Top-Management (senior management) das Projekt offen und aktiv unterstützt. Auch hier der Verweis auf Content Management Projekte: Da war und ist es genauso.
  3. Marketing
    Marketing und Werbung für das "Produkt" und die "Dienstleistung" Wiki im eigenen Unternehmen. Vergesst ein eigenes Wiki mit FAQs, Tipps und Tricks darüber wie man ein Wiki benutzt – das liest sowieso keiner. Dann könntet Ihr das gleich ausdrucken und in den Shredder geben. Macht die Kollegen neugierig, provoziert sie. Tut so, als könne man nicht mehr ohne, weil es so viel Wichtiges, Hilfreiches und Nützliches im Wiki gibt. Dann ist es auch irgendwann so. Mögliche Hilfsmittel:
    • Kurze Flash-Intros auf der Intranet Startseite
    • Wöchentliche Email-Newsletter, die neue oder interessante Seiten / Artikel anreißen.
    • Roadshows – für mich ganz wichtig. Aufmerksamkeit erreichen und Kollegen in das persönliche Gespräch zerren ;-)
  4. Evangelisten
    Im englischsprachigen Raum hat sich der Begriff "Evangelist" auch für Personen durchgesetzt, die beim Start eines Internet- / Intranet-Vorhabens aktiv als Vorreiter das Projekt unterstützen. Aktiv heißt: Selbst damit (hier: Wiki) arbeiten, zeigen, dass es funktioniert. Immer wieder in Emails (sofern das im Unternehmen noch genutzt wird :-) auf Seiten im Wiki verweisen. Prädestiniert sind "Early Adopters", die auch ansonsten einen gewissen Stellenwert im Unternehmen haben: Entweder durch allgemeine Reputation oder – noch besser – weil sie im mittleren bis oberen Management angesiedelt sind. Nicht nur sollte am besten der CEO ein Blog haben, sondern er sollte Wiki-Beiträge verfassen und (helfend, nicht belehrend) korrigieren :-)

So, das war es für heute. Fragen? Applaus? Kritik? Verriß?

Autor: Frank Hamm

Frank Hamm](https://frank-hamm.com) (* 14. April 1961 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutscher Kommunikationsberater, Blogger und Autor. Hamm lebt in der Ortsgemeinde Selzen (Rheinhessen). Im INJELEA-Blog behandelt er seit 2005 Fachliches aus Kommunikation, Produktivität, Kollaboration und Intranets. Als Der Entspannende berichtet Hamm über Wandern, Genuss und Kultur in Deutschland. Sein gleichnamiges Blog gehört zu den etablierten deutschsprachigen Wanderblogs. Subjektives aus Raum und Zeit veröffentlicht er in seinem Kolumnen-Blog Der Schreibende. In den Sozialen Medien ist Hamm aktiv auf Twitter als @DerEntspannende und als @fwhamm, auf Facebook als Der Entspannende und auf Instagram als Der Entspannende. Nachrichten und Anfragen beantwortet Hamm per E-Mail via frank@frank-hamm.com.